Politikwiss. Diss. Gutachter: A. Kimmel, G. Müller-Brandeck-Bocquet. – Der Autor greift die – vor allem in der amerikanischen Politikwissenschaft unter dem Schlagwort „relative gains“ breit geführte – Debatte über relative Gewinne in internationalen Kooperationsverhältnissen auf. Es geht um die Frage, ob ein Staat auf die Vorteile einer Kooperation mit einem anderen Staat verzichtet, wenn der andere Staat aus der Kooperation den größeren Vorteil ziehen würde. Kopp-Musick zeichnet zunächst die fachwissenschaftliche Auseinandersetzung, die entlang der beiden Denkschulen Neorealismus und Neoliberalismus verlief, ausführlich nach. Dazu stellt er die theoretischen Grundannahmen beider Richtungen sowie deren Kooperationsverständnis dar. Als Folge der jeweils unterschiedlichen Blickwinkel konnte der Neorealismus „ein Problem identifizieren, das dem Neoliberalismus verborgen blieb: die kooperationshindernde Wirkung relativer Gewinne.“ (259) Die zweite Hälfte der Arbeit umfasst die empirische Beweisführung: Am Beispiel des von zunehmender Konkurrenz geprägten Verhältnisses der USA zur Volksrepublik China wird untersucht, ob und inwieweit relative Gewinne für das Scheitern kooperativer Beziehungen verantwortlich gemacht werden können. Dabei zeigt sich, dass dies „nicht in der Eindeutigkeit und Häufigkeit [geschieht] wie sie Vertreter des Strukturellen Realismus vermuteten. [...] Auch wenn die Anforderungen an langfristige Kooperationsaussichten höher sind als vom Neoliberalismus unterstellt, zeigt es sich doch, daß relative Gewinne die Kooperationsentwicklung nur kurzzeitig stören können, aber nicht zu einer permanenten und langandauernden Beeinträchtigung führen.“ (263)