/ 11.06.2013
Alexander Gröschner / Mike Sandbothe (Hrsg.)
Pragmatismus als Kulturpolitik. Beiträge zum Werk Richard Rortys. Übersetzungen aus dem Englischen von Michael Adrian
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2011 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1981); 252 S.; 13,- €; ISBN 978-3-518-29581-6Der wissenschaftlich und politisch kontrovers interpretierten, neo-pragmatistischen Philosophie des 2007 verstorbenen Richard Rorty gedenken frühere Weggefährten, Kritiker und Schüler im Rahmen des Sammelbandes von Gröschner und Sandbothe. Die Fragestellung – neben einer Würdigung Rortys – bleibt jedoch offen. Im ersten Hauptteil zeichnen zunächst Robert Brandom, Jürgen Habermas, Alasdair MacIntyre, Richard Bernstein und Björn T. Ramberg den Denkweg ihres Freundes, Lehrers und auch Widerparts nach. Sie nähern sich, untermalt von persönlichen Erinnerungen, der Frage, welche Aufgabe Rorty der Philosophie beimaß. Die knappste Antwort findet Habermas: Es ist „die Einübung ihrer Adressaten ins Bewußtsein der Kontingenzen irdischen Daseins, insbesondere der Kontingenzen, die auch auf die vermeintlichen Fundamente, auf die für endgültig gehaltenen Vokabulare durchgreifen“ (34). Rorty, der auch als polemischer Kritiker der analytischen Philosophie zum Außenseiter seiner Profession wurde, schafft mit dem öffentlichen Engagement der Philosophie eine Verbindung zum menschlichen Handeln und der sozialen Praxis. Die Wurzeln seines Denkens liegen bei William James und John Dewey. Jene Verknüpfung von Pragmatismus und Kulturpolitik unternehmen im zweiten Hauptteil unter anderem Richard Shusterman, Barry Allen und Esa Saarinen. Unter der These, dass nationalstaatliche Territorialität durch die Globalisierung keineswegs verschwindet, liest Saskia Sassen Rorty als Stichwortgeber eines nationalen kosmopolitischen Patriotismus. Gerade im Zusammenhang mit Fragen der Staatsbürgerschaft erschließe sich eine Neuformulierung von Nationalisierung. In einer ähnlichen Formation beschließen Claus Leggewie und Dariuš Zifonun den Band mit ihrer Weiterentwicklung des Rorty’schen Verständnisses von Interkulturalität. Insgesamt üben sich die Autoren in einer Analyse und Erweiterung des Rorty’schen Denkens, deren Unkonventionalität eine von allen geäußerte Charakteristik ist.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Alexander Gröschner / Mike Sandbothe (Hrsg.): Pragmatismus als Kulturpolitik. Frankfurt a. M.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9685-pragmatismus-als-kulturpolitik_40036, veröffentlicht am 16.06.2011.
Buch-Nr.: 40036
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Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
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