/ 22.06.2013
Jens Peter Brune
Moral und Recht. Zur Diskurstheorie des Rechts und der Demokratie von Jürgen Habermas
Freiburg i. Br./München: Verlag Karl Alber 2010 (Alber Thesen 40); 592 S.; kart., 49,- €; ISBN 978-3-495-48430-2Phil. Diss. FU Berlin; Gutachter: D. Böhler. – In dieser sehr ausführlichen und gründlichen Arbeit begibt sich Brune in die Tiefen der Habermas’schen Rechts- und Demokratietheorie. Der disziplinäre Standpunkt ist dabei ein dezidiert philosophischer, auf den soziologischen Teil der Debatte um Habermas wird eher am Rande eingegangen.
Ein erster umfangreicher Abschnitt der Studie ist einer eingehenden Kritik der Thesen aus „Faktizität und Geltung“ gewidmet. In diesem Teil geht es vor allem um die moraltheoretischen Voraussetzungen der Rechtstheorie von Habermas. Im Kern scheint die Argumentation hier auf eine Kritik der Verabschiedung der Transzendentalphilosophie durch das bloß rekonstruktive Verfahren und der Überschätzung der sozialintegrativen Möglichkeiten des Rechts hinauszulaufen. Im zweiten Teil der Arbeit steht dann der von Habermas erst in dem Buch zur „Zukunft der menschlichen Natur“ ausführlicher thematisierte Begriff der Menschenwürde im Vordergrund. Zunächst wird Kants Konzept der Menschenwürde, das bis in jüngere Zeit auch für die Interpretation des Art. 1 GG von Bedeutung war, dargestellt. Sodann werden die bei Habermas systematisch eher unterbelichteten Begriffe der Menschenwürde und der Gattungsethik kritisiert.
Das Schlusskapitel ist der Entwicklung eines „rechtverstandenen Potentialitätsargumentes“ (523) der Würde des Menschen gewidmet, mit dem begründet werden soll, warum auch Embryonen moralisch und juristisch anspruchsberechtigt sind. Dieses Argument grenzt sich zum einen ab vom sogenannten Identitätsargument, das auf die genetische Identität des Menschen mit dem Embryo abstellt. Zum anderen unterscheidet es sich vom Kontinuitätsargument, das auf das kontinuierliche genetische Programm der Entwicklung von der kernverschmolzenen Eizelle zum Menschen aufbaut. Das Potentialitätsargument soll nun zeigen, dass der Kern der Menschenwürde in der Vernunft- bzw. Diskurspotentialität des Menschen und damit auch des Embryonen liegt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 5.41 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Jens Peter Brune: Moral und Recht. Freiburg i. Br./München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33140-moral-und-recht_39603, veröffentlicht am 01.03.2011.
Buch-Nr.: 39603
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M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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