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/ 21.06.2013
Samuel Salzborn (Hrsg.)

Kritische Theorie des Staates. Staat und Recht bei Franz L. Neumann

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Staatsverständnisse 25); 196 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8329-4523-7
Mit der genannten Reihe soll ein Schwerpunkt in der Darstellung neuzeitlicher Ideen vom Staat gesetzt werden. Die leitende Fragestellung ist dabei, ob sich aus dem jeweiligen Denker ein zeitgemäßes Verständnis für den Staat entlehnen lässt. Die Aufnahme Franz Leopold Neumanns (1900-1954) in die Reihe erfolgte aus der Überzeugung, mit ihm eine Antwort auf diese Frage sowohl durch seine Anteile an der staatsrechtlichen Diskussion der Weimarer Republik, als auch durch seine Nähe zur Kritischen Theorie und dem Institut für Sozialforschung geben zu können. Der thematische Schwerpunkt der Aufsätze beschränkt sich auf die Weimarer Arbeiten Neumanns bis zum Ende des Londoner Exils 1936. Seine amerikanische Forschungstätigkeit bzw. seine Überlegungen zu einem Nachkriegsdeutschland finden keine Erwähnung. Neben der Untersuchung von Wurzeln Neumann’scher Positionen bei Carl Schmitt (durch Volker Neumann) und bei Max Weber (Duncan Kelly) gerät ihre Wandlung während der Krise Weimars in den Mittelpunkt. Insgesamt stellen sich alle einzelnen Aufsätze unter die Debatte: „Weimar, Nationalsozialismus und was dann?“ (57) Peter Intelmann zeichnet Neumanns argumentative Veränderungen vom sozialistischen Demokraten und Gewerkschaftsjuristen zum freiheitlichen Demokraten im Sinne eines „Changierens“ (25) nach. Die Debatte, ob und welche Kontinuitätslinien zwischen Weimar und Berlin zu zeichnen sind, eröffnet David Strecker. Dabei argumentiert er, dass der Unterschied zwischen beiden Republiken gerade in der heutigen Entkopplung von Recht und Politik im Gegensatz zu Weimar liege, die ihre Verbindung dennoch in der Verfassung finde. Das Potenzial der Arbeiten Neumanns zeige sich in der staatsrechtlichen Kombination von demokratischem Positivismus und substanzialistischen Annahmen zur Verfassungsdiskussion, die einen positiven Beitrag für die heutige Diskussion liefern können. In der Betonung des offenen, ihre Inhalte verändernden Charakters der Verfassungsgebung liege eine prozeduralistische Auffassung von Demokratie, welche die Spannung des Konstitutionalismus eröffnet.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.465.415.42 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Samuel Salzborn (Hrsg.): Kritische Theorie des Staates. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31213-kritische-theorie-des-staates_37126, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 37126 Rezension drucken
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