/ 05.06.2013
Rüdiger Overmans (Hrsg.)
In der Hand des Feindes. Kriegsgefangenschaft von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 1999; XII, 553 S.; brosch., 88,- DM; ISBN 3-412-14998-5Wilhelm Deist, Vorsitzender des Arbeitskreises Militärgeschichte, umreißt das Thema wie folgt: "Die Behandlung Kriegsgefangener beleuchtet zu allen Zeiten scharf das in den Gesellschaften herrschende Menschenbild und verdeutlicht zugleich dem komplementären Feindbild, wie dünn die Firnis zivilisatorischer Regelungen war und noch immer ist. In diesem Zusammenhang eröffnen sich [...] vielfältige, bisher kaum genutzte Erkenntnismöglichkeiten, insbesondere nachdem mit der Französischen Revolution und der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht die Kriege sich zu Volkskriegen und die Kriegsgefangenschaft sich zu einem Massenphänomen entwickelten. Kriegsgefangene wurden auf diese Weise zu einem Problem des Militärs und der Gesellschaften der kriegsführenden Staaten. Die Nutzung ihrer Arbeitskraft für Landwirtschaft und Industrie hat sich zunächst nur gegen Widerstände durchgesetzt, entwickelte sich dann aber in einigen Fällen zu skrupelloser Ausbeutung. Im Extremfall wurden schließlich die Kriegsgefangenen gezwungen, die Waffen des Feindes zu bedienen. Ohne sowjetische Kriegsgefangene wäre in der Endphase des Zweiten Weltkrieges manche Batterie der Heimat-Flak nicht zum Schuss gekommen. Vor allem aber hat die Kriegsgefangenschaft von Millionen manche der europäischen Nachkriegsgesellschaften des 20. Jahrhunderts in einer kaum zu überschätzenden Weise geprägt." (XI-XII)
Aus dem Inhalt: Stefan Oeter: Die Entwicklung des Kriegsgefangenenrechts. Die Sichtweise eines Völkerrechtlers (41-59). 1. Von der Antike bis zum 19. Jahrhundert; 2. Das 19. Jahrhundert; 3. Erster Weltkrieg; 4. Zweiter Weltkrieg: Stefan Karner: Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager in Deutschland und in der Sowjetunion. Ansätze zu einem Vergleich von Lagern in totalitären Regimen (387-411); Norbert Haase: "Freiheit hinter Stacheldraht." Widerstand und Selbstbehauptung von deutschen Gegnern des NS-Regimes in westalliierten Kriegsgefangenenlagern (413-440); Andreas Hilger: Deutsche Kriegsgefangene im Wiederaufbau der Sowjetunion. Arbeitsorganisation und -leistung im Licht deutscher und russischer Quellen (441-460); Jörg Osterloh: "Der Totenwald von Zeithain." Das Stalag 304 (IV H) Zeithain und die sowjetische Besatzungsmacht. Untersuchung von NS Verbrechen und Propaganda (461-482).
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 | 4.1 | 2.311
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Rüdiger Overmans (Hrsg.): In der Hand des Feindes. Köln/Weimar/Wien: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7944-in-der-hand-des-feindes_10531, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10531
Rezension drucken
Dr., Historiker.
CC-BY-NC-SA