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/ 18.06.2013
Lars Brozus

Globale Konflikte oder Global Governance? Kontinuität und Wandel globaler Konfliktlinien nach dem Ost-West-Konflikt

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002; 257 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 3-531-13798-0
Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachter: D. Senghaas, M. Zürn. - Die Untersuchung leistet einen empirischen Beitrag zum Verständnis von Weltpolitik nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. Anhand einer komparativen Fallstudienanalyse ausgewählter Weltkonferenzen in der ersten Hälfte der 90er-Jahre versucht sie die zentralen weltpolitischen Konfliktakteure und Konfliktgegenstände herauszuarbeiten. Innovativ ist dabei der Ansatz, die Entfaltung bestimmter weltpolitischer Themen unter den strukturell gleichmäßigen Bedingungen der internationalen Konferenzdiplomatie über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu verfolgen. Die Fallauswahl entlang zentraler Politikfelder (Sicherheit, Wohlfahrt, Umwelt/Entwicklung) ist zweckmäßig und nachvollziehbar. Es wird der Kontext der jeweiligen Konferenzen herausgearbeitet und die eigentlichen Konferenzprozesse werden anhand von Verhandlungsverlauf, Konfliktgegenständen und -akteuren, protokollierten Stellungnahmen und dokumentierten Ergebnissen verglichen. Auf diese Weise lassen sich drei Konfliktbereiche identifizieren, die fallübergreifende Konfigurationen von (Konflikt-)Akteuren und (Konflikt-)Gegenständen aufweisen: 1. Entwicklungsmodelle, 2. Modelle gesellschaftlicher Ordnung und 3. Modelle internationaler Ordnung. Anschließend überprüft der Autor verschiedene Zukunftsszenarien, die auf den theoretischen Annahmen wichtiger Denkschulen der Internationalen Beziehungen beruhen. Dabei bestätigt sich die These, dass weltpolitische Konflikte des 21. Jahrhunderts weniger auf monokausalen Macht-, Kultur- oder Wirtschaftsauseinandersetzungen beruhen, sondern komplexere Entwicklungs- und Ordnungskonflikte die Agenda bestimmen. Leider ist die abschließende Beurteilung des Konzeptes der Global Governance vergleichsweise kurz, hier verspricht der Titel der Arbeit mehr. Das Plädoyer für Global Governance als Antwort auf die Gleichzeitigkeit von Entwicklungs- und Koordinationsdilemma wäre noch überzeugender ausgefallen, wenn z. B. die durchaus vorhandene Kritik am Konzept gewürdigt und ein ausführlicherer Bezug zu den empirischen Ergebnissen der Studie hergestellt worden wäre. Aus dem Inhalt: II. Fallstudien: 1. Der Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro - United Nations Conference on Environment and Development (UNCED); 2. Die Weltkonferenz über Menschenrechte 1993 in Wien - World Conference on Human Rights (WCHR); 3. Der Weltbevölkerungsgipfel 1994 in Kairo - International Conference on Population and Development (ICPD); 4. Der Weltsozialgipfel 1995 in Kopenhagen - World Summit for Social Development (WSSD); 5. Der Kernwaffengipfel 1995 in New York - Nonproliferation Treaty Review and Extension Conference (NPTREC).
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.44.14.414.424.434.454.44 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Lars Brozus: Globale Konflikte oder Global Governance? Wiesbaden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17769-globale-konflikte-oder-global-governance_20486, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20486 Rezension drucken
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