Habermas formuliert in dieser 2001 erstmals erschienenen Schrift systematische Einwände gegen das sich abzeichnende Programm einer „liberalen Eugenik“. Im Kern seiner Argumentation steht dabei der „Zusammenhang zwischen der Unverfügbarkeit eines kontingenten lebensgeschichtlichen Anfangs und der Freiheit zur ethischen Lebensgestaltung“ (127). Die rasante Entwicklung der auf Eingriffe in die genetische Struktur ausgerichteten Biowissenschaften und Biotechnologien dränge uns einen öffentlichen Diskurs über das richtige Verständnis unserer kulturellen Lebensform auf. Überließe man die Debatte einer technizistischen Mentalität, die über eine negative, also Erbkrankheiten heilende Eugenik hinaus auch eine verbessernde Eugenik für legitim hält, dann würde jene konstitutive Grenze verschwimmen, die unser gattungsethisches Selbstverständnis bisher prägt. Eine allein an der Machbarkeit orientierte Einstellung würde nämlich die Differenz „zwischen der Natur, die wir sind, und der organischen Ausstattung, die wir uns geben“ (44), unterlaufen. Weil aber unser Verständnis von Freiheit auf dem Umstand beruht, dass die „gewachsene“ Natur – hier also die Kontingenz des Befruchtungsvorgangs - unverfügbar ist, könnten wir uns nicht länger als Autoren unserer eigenen Lebensgeschichte begreifen, wenn es tatsächlich so weit kommen sollten, dass man mittels genetischer Eingriffe zwischen besseren und schlechteren Ausstattungen menschlicher Merkmalskombinationen wählen kann. Diese Taschenbuchausgabe ist textidentisch mit der vierten, erweiterten Auflage, die 2002 im Suhrkamp Verlag erschien.