/ 03.06.2013
Jürgen Habermas
Die Einbeziehung des Anderen. Studien zur politischen Theorie
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1996; 404 S.; kart., 36,- DM; ISBN 3-518-58233-XDie in den letzten vier Jahren entstandenen Studien des Autors "verbindet das Interesse an der Frage, welche Konsequenzen sich heute aus dem universalistischen Gehalt republikanischer Grundsätze ergeben - und zwar für pluralistische Gesellschaften, in denen sich multikulturelle Gegensätze verschärfen, für Nationalstaaten, die sich zu supranationalen Einheiten zusammenschließen, und für die Bürger einer Weltgesellschaft, die hinter ihrem Rücken zu einer unfreiwilligen Risikogemeinschaft vereinigt worden sind" (7). Neben den im Anhang zusammengefaßten Repliken auf die Reaktionen zur Veröffentlichung "Faktizität und Geltung" gliedert Habermas sein obiges Programm in fünf Bereiche: Zunächst werden Solidarität und Gerechtigkeit als zwei Aspekte desselben Gehalts einer vernünftigen Moral dargestellt, deren universeller Anspruch vom Autor verteidigt wird (11 ff.). In einem zweiten Kapitel werden prozedurale Normbegründungstheorien, die eine solche Moral zu begründen suchen - die Diskurstheorie und John Rawls Theorie der Gerechtigkeit (65 ff.) - miteinander hinsichtlich ihrer Grundannahmen, Argumentationstechnik und Begründungstiefe verglichen. Die Überprüfung ihrer Tragfähigkeit als Pfeiler normativer Gesellschaftstheorien folgt anhand nationaler (128 ff.) und internationaler (192 ff.) Grundsatzfragen der politischen Theorie in zwei sich anschließenden Kapiteln. Das fünfte Kapitel beschließt das Programm mit Überlegungen zu einem liberale und republikanische Vorstellungen vereinenden Politikbegriff (277 ff.) sowie über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie (293 ff.). Nicht nur in dem Anhang, sondern auch im ersten und insbesondere im fünften Kapitel wird das Bestreben des Autors deutlich, die Studien in "Faktizität und Geltung" zu erweitern und die diskursethische Theorie des demokratischen Rechtsstaates zu präzisieren.
Inhaltsübersicht: I. Wie vernünftig ist die Autorität des Sollens?; II. Politischer Liberalismus - Eine Auseinandersetzung mit John Rawls; III. Hat der Nationalstaat eine Zukunft?; IV. Menschenrechte - global und innerstaatlich; V. Was heißt 'Deliberative Politik'?; Anhang zu "Faktizität und Geltung".
Oliver Lembcke (OL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.4
Empfohlene Zitierweise: Oliver Lembcke, Rezension zu: Jürgen Habermas: Die Einbeziehung des Anderen. Frankfurt a. M.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2277-die-einbeziehung-des-anderen_2788, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2788
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Dr., Politikwissenschaftler.
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