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/ 17.06.2013
Christian Geyer (Hrsg.)

Biopolitik. Die Positionen

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2001 (edition suhrkamp 2261); 302 S.; kart., 11,- €; ISBN 3-518-12261-4
Die Möglichkeiten der Gentechnologie und Reproduktionsmedizin haben eine Situation geschaffen, die unsere "Gattungsethik" (Jürgen Habermas) mit einem Schlag revolutionieren könnte. Bereits weit im Vorfeld der Debatte des Deutschen Bundestages über Stammzellforschung und den Import embryonaler Stammzellen am 30. Januar 2002 sind Begriffe wie "therapeutisches Klonen", "embryonale Stammzellforschung" und "Präimplementationstechnik (PID)" zum Gegenstand einer öffentlichen Auseinandersetzung geworden, in der die Argumentationslinien quer zu (partei-)politischen und weltanschaulichen Positionen verlaufen. Der Band zeichnet anhand kurzer Beiträge aus der Feder von Politikern, Ethikern, Wissenschaftlern und Wissenschaftsfunktionären die zentralen Positionen des an dem Streit um Möglichkeiten und Grenzen einer "Biopolitik" beteiligten Personenkreises nach. Inhalt: Elisabeth Beck-Gernsheim: Die soziale Konstruktion des Risikos - das Beispiel Pränataldiagnostik (21-40); Robert Spaemann: Gezeugt, nicht gemacht. Die verbrauchende Embryonenforschung ist ein Anschlag auf die Menschenwürde (41-50); Reinhard Merkel: Rechte für Embryonen? Die Menschenwürde lässt sich nicht allein auf die biologische Zugehörigkeit zur Menschheit gründen (51-64); Otfried Höffe: Wessen Menschenwürde? Was Reinhard Merkel verschweigt und Robert Spaemann nicht sieht (65-72); Robert Spaemann: Wer jemand ist, ist es immer. Es sind nicht die Gesetze, die den Beginn eines Menschenlebens bestimmen (73-81); Patrick Bahners: Nur keine Sentimentalitäten. Die PID als Testfall für die Moral der CDU (82-87); Gespräch mit Gerhard Schröder: "Die Notwendigkeit der Abwägung stellt sich immer wieder neu" (88-101); Gespräch mit Ernst-Ludwig Winnacker: "Wir wollen keine Menschen züchten" (102-106); Margot von Renesse: Verbieten hilft nicht. Wer die PID verhindern will, muss sich fragen lassen, welches Recht er dazu hat (107-111); Gespräch mit Ernst-Wolfgang Böckenförde: "Das Tor zur Selektion ist geöffnet" (112-115); Gespräch mit Herta Däubler-Gmelin: "Die Würde des Embryos ist unbezweifelbar" (121-139); Mark Siemons: Würde? Mit dem Embryo schützt der Staat sich selbst (140-142); Hille Haker: Ein in jeder Hinsicht gefährliches Verfahren. Die Praxis der PID unter Abwägung aller Umstände (143-150); Andrea Fischer: Wir sind für Gentechnik. Aber nicht auf Kosten des Embryos (151-154); Henning Ritter: Die Zerreißprobe. Was man der Menschenwürde nicht zumuten darf (155-160); Gerd Roellecke: Lieber ein Hoffnungsschimmer als Dunkelheit. Sollen wir unser genetisches Schicksal den Kräften des Zufalls anheim stellen? (161-163); Christian Schwägerl: Die Geister, die sie riefen. Was hinter der embryonalen Stammzellforschung steckt (164-176); Hubert Markl: Freiheit, Verantwortung, Menschenwürde. Warum Lebenswissenschaften mehr sind als Biologie (177-193); Frank Schirrmacher: Bürger Markl. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft treibt Kultur (194-199); Stephan Sahm: Der doppelte Markl. Ein Fall von Anpassungsfähigkeit (200-205); Patrick Bahners: Bürger Embryo. Habermas kontra Markl: Die Grenzen der Gattungsethik (206-209); Claus Bartram: Warum auf den Ethikrat warten? Die Embryonenforscher sollen tun dürfen, was gesetzlich erlaubt ist (210-217); Josef Wisser: Einzigartig und komplett. Der Embryo aus biologischer Sicht (218-223); Jakob Augstein: Bis über beide Ohren in der Petrischale. Zur Rolle der Wissenschaftsfunktionäre Ernst-Ludwig Winnacker und Hubert Markl (224-228); Rainer Flöhl: Embryonale Stammzellen. Können die Forscher halten, was sie versprechen? (229-231); Horst Dreier: Konsens und Dissens bei der Interpretation der Menschenwürde. Eine verfassungsrechtliche Skizze (232-239); Wolfram Höfling: Wider die Verdinglichung. Auch "überzählige" Embryonen sind vom Grundgesetz geschützt (240-246); Ernst Benda: Die Verfassung und das Leben. Gegen die These vom Wertungswiderspruch (247-262); Michael Naumann: Der Staat und die Heiligkeit des Lebens. Bioethik ohne Gott ist möglich (263-274); Gespräch mit Wolfgang Frühwald: Der "optimierte" Mensch (275-285); Gerd Kempermann: Der Traum neuer Zellen für neue Menschen. Wie weit man mit der Anwendung adulter Stammzellen kommt (286-297).
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3435.442.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Christian Geyer (Hrsg.): Biopolitik. Frankfurt a. M.: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16765-biopolitik_19262, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19262 Rezension drucken
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