/ 21.06.2013
H.arta / Katharina Morawek (Hrsg.)
Are you talking to me? Discussions on Knowledge Production, Gender Politics and Feminist Strategies
Wien: Löcker Verlag 2008; 250 S.; pb., 19,80 €; ISBN 978-3-85409-502-6In dieser Anthologie diskutieren die Autorinnen die Beziehung von Wissensproduktion und Geschlecht vor dem Hintergrund der Bedingungen des europäischen Rechts, des globalen Kapitalismus und der postkommunistischen Realitäten. Die Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und freien Autorinnen konzentrieren sich dabei auf die Situation in Rumänien und in Österreich. Ana Hoffner Ex-Prvulović erörtert beispielsweise die Wissensproduktion über Migranten der zweiten Generation. Sie führt aus, dass Wissen in einem konstanten Kampf zwischen einer herrschenden Klasse mit festen Wissensbeständen und einer mit selbstorganisierten Wissensbeständen und als „die Anderen“ klassifizierten Gruppe produziert wird. Dabei handele es sich jedoch um einen ungleichen Kampf: „The strategic attempt at disturbing hegemonic production of knowledge, through articulation of difference, is facing the problem that the concept of diversity has become a powerful technology for neoliberal capitalist systems“ (12). Somit komme es nicht mehr darauf an, die Differenz gewissermaßen in einer anderen Geschichte zu erzählen, sondern sie als kritische Praxis zu definieren. Ihr Fazit ist jedoch ernüchternd; sie stellt fest, dass die Sprache als Träger eines Hegemoniediskurses nicht hintergehbar ist. Die Attribute zur Benennung, Geschlecht, Nationalität, Rasse, Klasse etc. sind nicht vermeidbar, möchte man verständlich bleiben. Veronika Wöhrer schildert die Beziehungen zwischen westlichem und slowakischem Feminismus nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Sie erläutert, dass finanzkräftige Organisationen aus dem Westen unter der Annahme, dass es in der Slowakei keine Tradition des Feminismus gebe, Projekte mit ganz eigenen Vorstellungen realisierten und ausschließlich diese finanzierten. Tatsächlich jedoch, so Wöhrer, gebe es durchaus eine feministische Tradition aus der Zeit des Kommunismus, die jedoch eine gänzlich andere Terminologie verwende und daher nicht zur Kenntnis genommen worden sei. Eine gegenseitige Bereicherung der Theorietraditionen habe so nicht stattfinden können.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.27 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: H.arta / Katharina Morawek (Hrsg.): Are you talking to me? Wien: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29904-are-you-talking-to-me_35427, veröffentlicht am 03.06.2009.
Buch-Nr.: 35427
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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