Der Band vereinigt diverse Beiträge zum Stand der europäischen Integration. Ein mehr oder minder ausgebildetes Leitmotiv aller Beiträge findet sich in der Frage, inwiefern die europäische Entwicklung mit den Kategorien der Staatenbildung erklärt und gegebenenfalls prognostiziert werden kann. Die Autoren zeigen sich dabei durchgängig der Einsicht bewusst, dass es keine einfache Übertragung von Theorie und Geschichte der Herausbildung des Nationalstaates auf die Europäische Union geben kann. Vor allem Puntscher Riekmann plädiert jedoch für ein „reassessment of state theories“ (9), das durchaus unausgeschöpfte Erklärungskraft für die europäische Integration aufweisen könnte. Nicht zuletzt die Arbeit an der europäischen Verfassung würde gerade in jüngster Zeit die Nutzung staatsbezogener Kategorien nahe legen - allerdings unter der Voraussetzung eines funktionalen Staatsbegriffes, wie Puntscher Riekmann ihn unter anderem mit Bezug auf Hermann Heller darstellt. Die meisten Autoren sind sich darin einig, dass sowohl die europäische Integration als auch die Theorie derselben vor einer entscheidenden Schwelle stehen: Institutionen, Prozesse und Handlungsformen der EU müssen sich den Anforderungen verfassungsgemäßer Politikgestaltung, der gewachsenen Verantwortung aus zunehmend autonomer Entscheidung und Rechtsfindung sowie gebotener demokratischer Repräsentation ebenso neu stellen, wie die theoretischen Ansätze zu ihrer Analyse diese neuen Erfordernisse berücksichtigen müssen. Aus dem Inhalt: Introduction Sonja Puntscher Riekmann: The State of Europe. Towards a Theory of European Integration: From Grand Theories to Metaphorical Description and Back (9-30) Transformations of the State Martin van Crefeld: The Fate of the State (33-50) Volker Schneider: The Transformation of the State in the Digital Age (51-72) The State of Europe Bob Jessop: The European Union and Recent Transformations in Statehood (75-94) Michel Aglietta: Economic Liberalism and Political Democracy in Europe (95-114) Representation and Citizenship in Europe Bo Stråth: Towards a European Democracy (117-132) Johannes Pollack / Peter Slominski: Compounded, Contested, Complex: Representation in Multi-level Systems and the Transformation of the State (133-152) Monika Mokre: (Women and) The Cost of Representation: On State, Representation, Power, and Exclusion (153-169) Rainer Bauböck: The Shape of a New Species: Citizenship and Territorial Borders in the EU Polity (170-195) Michael Keating: Plurinational Democracy and the European Order (196-213) Changing Modes of Governance Peter Mooslechner / Martin Schütz / Beat Weber: Transparency as a Mechanism of Governance in Financial Systems (217-236) Timothy J. Sinclair: The Making and Breaking of Reputational Governance in Global Financial Markets (237-265) Natascha Just / Michael Latzer: Self- and Co-Regulation as Indicators of a Transformed Statehood in the Mediamatics Sector (266-286) European Governance Giandomenico Majone: Information, Commitment, and the Transformation of European Governance (289-305) Francis Snyder: Constructing Multi-site Governance: WTO Law in the European Courts (306-328) Bedanna Bapuly: The Role of the (Highest) Judiciary in the Supranational European Legal Order (329-346) Conclusion and Outlook Monika Mokre: The Future of Europe (349-358)