/ 18.06.2013
Marianne Beisheim
Fit für Global Governance? Transnationale Interessengruppenaktivitäten als Demokratisierungspotential - am Beispiel Klimapolitik. Mit einem Vorwort von Ernst Ulrich von Weizsäcker
Opladen: Leske + Budrich 2004 (Bürgergesellschaft und Demokratie 16); 379 S.; brosch., 32,90 €; ISBN 3-8100-4031-2Politikwiss. Diss.; Gutachter: M. Zürn. - Die Rede von der wachsenden Bedeutung nichtstaatlicher Organisationen für Politikprozesse und Steuerungsmechanismen globaler Politik hat sich in den letzten Jahren als Allgemeinplatz auch der politikwissenschaftlichen Forschung etabliert. Ein ausreichender empirischer Nachweis fehlte bislang jedoch ebenso wie eine normative Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Beisheim liefert sowohl empirisch wie normativ erhellendes Material: Ihr Untersuchungsfeld ist die Klimapolitik, insbesondere die politischen Verhandlungen und Reglementierungen im Zeitraum von der Rio-Konferenz 1992 bis zur Verabschiedung des Kyoto-Protokolls 1997. Im Mittelpunkt stehen allerdings nicht nur die policy-relevanten, also inhaltlichen Fragen der Positionierung und des Handelns nichtstaatlicher Gruppen, sondern auch der jeweilige Wandel von Organisationsstruktur, Aktivitätsformen und Selbstverständnis. Dazu analysiert Beisheim verschiedene nichtstaatliche Gruppen anhand ihrer Selbstbeschreibungen und Eigenpublikationen und zusätzlich durch eine Reihe von Leitfaden-Interviews mit vielen Repräsentanten der unterschiedlichen Gruppen. Industrieverbände, Gewerkschaften und Umweltverbände weisen teils erheblich unterschiedliche Verständnisse von Wesen, Funktionsweise und Ziel der Schlagworte Globalisierung und Global Governance auf. Daraus entwickeln sich je unterschiedliche Rationalitäten für das Agieren in einem sich verändernden globalen Umfeld. Grundsätzlich hält Beisheim fest: „Im Kontext denationalisierter Politikprobleme wie dem Klimawandel kommt es nicht zu der erwarteten Transnationalisierung, sondern vielmehr zu einer Pluralisierung der durch die Gruppen erprobten Kanäle und Formen der Partizipation und Interessenvermittlung." (30) Im letzten Teil diskutiert Beisheim in diesem Kontext verschiedene „institutionelle Hilfestellungen" (340) für eine effektive und legitime Einbeziehung des Potenzials nichtstaatlicher Organisationen, etwa durch die Bildung von Foren, deren Ergebnisse einen verbindlich zugesicherten Eingang in die Debatte zwischenstaatlicher Gremien erhalten sollten.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.331 | 2.261 | 2.341
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Marianne Beisheim: Fit für Global Governance? Opladen: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20026-fit-fuer-global-governance_23325, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23325
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Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
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