In kompakter Form sucht die Autorin sowohl die Hauptströmungen feministischer Philosophie als auch die wichtigsten feministischen Positionen im Bereich der Ethik darzustellen. Eine Erläuterung des zugrunde gelegten Verständnisses von Feminismus unterbleibt leider. Als Definition für feministische Ethik schlägt Wendel die „Reflexion gelingender Lebensführung aus der Perspektive von Frauen" (32) vor. Hauptmerkmale seien Normativität, herrschaftskritisches Interesse und von jeher die Kritik an traditioneller Ethik. Der falsche Eindruck eines einheitlichen philosophischen Projekts relativiert sich im Weiteren, denn innerhalb dieses Rahmens entfaltet die Verfasserin (exemplarisch) ein breites Spektrum unterschiedlicher feministischer Konzepte. Wendel beobachtet letztlich „eine Wiederentdeckung und Reformulierung der Ideen von Universalität, formaler Gleichheit und Gerechtigkeit, Freiheit, Subjektivität" (100 f.) durch feministische Ethikerinnen, die erfolgen auf dem Fundament bereits geleisteter Kritik an eben diesen Konzepten durch den Differenzfeminismus und die feministische Dekonstruktion. Der Band bietet eine Systematisierung feministischer Ethiken und ihrer Bezüge zu traditionellen Ethikdebatten. Dabei wird herausgearbeitet, dass feministische Ethik keineswegs eine „weibliche Sondermoral" (103) bedeutet, sondern mit ihrem kritischen Impetus und der explizit perspektivischen Methode fruchtbare Beiträge von allgemeiner Relevanz zu den Kontroversen der Disziplin leistet. Aus dem Inhalt: 2. Was ist feministische Ethik?; 3. Kontroversen feministischer Ethikdiskussion: Eine Ethik für alle? Universale und kontextuelle Begründung feministischer Ethik; Gerechtigkeit oder gutes Leben? Deontologische und teleologische Konzepte feministischer Ethik; Ethik der Gleichheit oder Ethik der sexuellen Differenz? Zur Debatte um eine "weibliche Moral"; Braucht feministische Ethik die Idee eines autonomen Subjekts? 4. Feministische Ethik - wohin? Ein kritischer Ausblick.