/ 11.06.2013
Hans-Peter Krebs / Harald Rein (Hrsg.)
Existenzgeld. Kontroversen und Positionen
Münster: Westfälisches Dampfboot 2000; 255 S.; 34,- DM; ISBN 3-89691-475-8Nicht die Arbeitsgesellschaft ist in der Krise, sondern das System der Erwerbsarbeit. Im März 1999 diskutierte in Berlin die Konferenz "Für Existenzgeld und eine radikale Arbeitszeitverkürzung. Zur Kritik der Lohnarbeitsgesellschaft" die Alternativen zur bestehenden Form der Einkommensverteilung. Die Teilnehmer forderten ein bedarfsunabhängiges, von der Lohnarbeit abgekoppeltes Einkommen für alle. Dahinter steht die Prämisse: "Wir haben alle einen Anspruch auf die gesellschaftlichen Reichtümer bzw. auf die Gestaltung der Ökonomie als Ganzem" (40). Damit wird die Verbindung zwischen radikaler Umverteilung und der Perspektive einer grundlegenden Umgestaltung des kapitalistischen Systems hergestellt. Im Band finden sich neben den Analysen einzelner Autoren Beiträge von Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen aus Deutschland, die aus der Sicht der Betroffenen argumentieren. Dabei wird auch die Distanz zu den etablierten Akteuren wie Gewerkschaften, Parteien und öffentlichen Institutionen deutlich: "Existenzgeld versteht sich in diesem Sinne als Diskussionsangebot, aber auch als konkrete Kampfansage an ein Gesellschaftssystem, in dem die Ausbeutung von Arbeitskraft, Arbeitslosigkeit und Armut die Stützpfeiler des gesellschaftlichen Reichtums darstellen" (31). Den Abschluss bilden Dokumente und Debattenbeiträge aus Frankreich, Italien und Spanien.
Aus dem Inhalt: Zur Geschichte der Existenzgeldforderung: Harald Rein: Existenzgeld! Zur Geschichte einer Forderung (12-32). Beiträge anlässlich der Existenzgeldkonferenz: FelS Sozial-AG: Konferenz: Für Existenzgeld und eine radikale Arbeitszeitverkürzung. Zur Kritik der Lohnarbeitsgesellschaft (34-42); Raul Zelik: Freizeitdress. Die Entkopplung von Arbeitszeit und Einkommen (43-50); Christian Brütt: Unendliche Weiten - Koordinaten der Existenzgeldforderung (51-68); Hans-Peter Krebs: Metamorphosen des Erwerbsarbeitssystems. Von der Befreiung durch zur Befreiung der Arbeit (69-81); Frieder Dittmar: Politik ohne festen Boden unter den Füßen. Möglichkeiten und Grenzen der Existenzgeldforderung (82-86); Thomas Atzert / Thomas Seibert: Produktivität und Existenz (87-94); Martin Rheinlaender: Wir brauchen keine Zauberformeln. Die Existenzgelddebatte drückt sich um eine Kritik der Arbeit (95-100); Frauengruppe Glanz der Metropole: Strategie der Arbeitsverweigerung. Existenzgeld klammert Rolle der Hausarbeit aus (101-105); Wildcat: Die Perspektiven des Klassenkampfes liegen jenseits einer Reform des Sozialstaats (106-114); Reiner Hartel: Exit to Paradise? (115-120). Beiträge aus der Bewegung der Sozialhilfe- und Erwerbsloseninitiative in Deutschland; Beiträge ohne unmittelbaren Konferenzbezug: Joachim Hirsch: Zukunft der Arbeitsgesellschaft (154-169); André Gorz: Auswege aus der Misere (170-186).
Ekke Martin Wöhl (EW)
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.61
Empfohlene Zitierweise: Ekke Martin Wöhl, Rezension zu: Hans-Peter Krebs / Harald Rein (Hrsg.): Existenzgeld. Münster: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12038-existenzgeld_14364, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 14364
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