Aus Anlass des 60. Jahrestages der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl befragten die Herausgeber ehemalige und aktive Politikerinnen und Politiker nach den auch zukünftig einenden Elementen der Europäischen Union – nachdem die immanente Kriegssorge weggefallen ist. In knappen, auf Deutsch und Englisch vorliegenden Beiträgen appellieren die Befragten an die gemeinsame Geschichte, die wirtschaftliche Notwendigkeit oder das politische Primat eines europäischen Gegengewichts zu den USA und den asiatischen Mächten als Grundlage für eine Zukunft der Union. Christoph Leitl stellt in seinem Beitrag „Ein Zukunftsmodell für die Europäische Union“ die Errungenschaften der EU heraus, die er mit politischer und wirtschaftlicher Stabilität positiv zusammenfasst, nicht ohne aber auf die noch ungelösten Problemfelder zu verweisen. Dazu zählen z. B. die gemeinschaftliche Außen- und Sicherheitspolitik, die Spannung zwischen national und intranational festzulegenden Richtlinien für die Innenpolitik und nicht zuletzt die Finanzkrise. In dieser Bestandsaufnahme, mit jeweils eigener Gewichtung und abgestimmtem Maßnahmenkatalog, sind sich die Beitragenden des Bandes einig. Hier schreiben überzeugte Europäer wie José Manuel Barroso oder Vaira Vike-Freiberga. Ihre realpolitischen Vorstellungen über eine erfolgreiche Zukunft Europas sind daher wenig originell und eher als Konzentrat der eigenen jahrelangen Mitarbeit an und für Europa zu lesen. Die Beigabe persönlich eingefärbter Europaerfahrungen der jungen Politikergeneration, etwa der litauischen Europaparlamentarierin Radvile Morkunaite-Mikuleniene, vermag zwar ein Schlaglicht auf die Aktualität des Europa-Gedankens werfen, verstärkt aber den Sammelsuriumscharakter des Bandes. Die Aufsätze stehen unverbunden nebeneinander, was zu erheblichen Redundanzen führt. Gleichfalls leidet die Komplexität der entworfenen europäischen Herausforderungen in den meisten Beiträgen an der Flucht zur politischen Phrase, hier wäre den Lesenden (und Schreibenden) mehr zuzutrauen gewesen.