/ 04.06.2013
Uwe Hirschfeld (Hrsg.)
Gramsci-Perspektiven. Beiträge zur Gründungskonferenz des "Berliner Instituts für Kritische Theorie" e. V. vom 18. bis 20. April 1997 im Jagdschloß Glienicke, Berlin
Hamburg: Argument 1998 (Argument-Sonderband N. F. 256); 261 S.; brosch., 39,80 DM; ISBN 3-88619-256-3Der Band geht auf die Gründungstagung des "Berliner Instituts für kritische Theorie" im Mai 1997 zurück. Das Institut hat "sich die Aufgabe gesetzt, den Neoliberalismus zu analysieren und zu kritisieren" (5). Dabei will es vor allem auf eine aktualitätsbezogene Auseinandersetzung mit dem Werk Gramscis zurückgreifen. Die verschiedenen Beiträge greifen Fragestellungen aus unterschiedlichen Disziplinen von der Psychologie über die Linguistik bis zur Politikwissenschaft auf. Es wurden nicht alle der Tagungsbeiträge wiedergegeben, da einige schon an anderen Orten publiziert wurden. Auch unterscheiden sich die Beiträge in Stil und Umfang: einige sind im Duktus der Rede belassen worden, andere in Aufsätze mit umfangreichen "Apparaten" ausgearbeitet worden. In den Beiträgen schimmert oftmals die politische Intention der Tagungsteilnehmer durch, die "häufig selbst von Wissenschaftsabbau, Arbeitslosigkeit und Isolierungsdruck betroffen" (260) sich dazu auf der Konferenz gegenseitig ermutigt hätten, "entgegen dem mainstream für bestehende und neue Selbstorganisationen linker Theoretiker zu wirken" (261).
Inhalt: Thomas Barfuss: Insel in der Insel? Fremdheit und Entfremdung bei Gramsci (7-12); Bernhard Walpen: Zur Bedeutung André Phillips für Gramsci oder: Gott stellt als fordisierter Arbeiter die Tugenden serienmäßig her (13-22); Frank Jablonka: War Gramsci ein Poststrukturalist "avant la lettre"? Zum linguistic turn bei Gramsci (23-36); Hartmut Krauss: Gramscis Beitrag zur Grundlegung einer subjektwissenschaftlichen Perspektive im Marxismus (37-52); Michael R. Krätke: Antonio Gramscis Beiträge zu einer kritischen Ökonomie (53-93); Jan Rehmann: Max Weber gramscianisch gelesen (94-105); Harald Neubert: Zum Parteikonzept Antonio Gramscis (106-117); Stefan Bollinger: Realsozialismus, Hegemonieapparat und Hegemonieverlust. Gramsci und Ansätze einer kritischen DDR-Geschichtsschreibung (118-127); Boris Kagarlizkij: Kompromiß (128-133); Bernd Röttger: Gramsci und die Kritik des hegemonialen Neoliberalismus. Politische Re-Konstitution des Marktes und neoliberale Erweiterung des Staates (134-155); Heleno Saña: Die politisch-ethische Leerstelle im Neoliberalismus (156-159); Christoph Scherrer: Neo-gramscianische Interpretationen internationaler Beziehungen. Eine Kritik (160-174); Friedrich Tomberg: Tendenzen zu einer politischen Dreigliederung der Weltgesellschaft (175-182); Uwe Hirschfeld: Intellektuelle, Kritik und Soziale Arbeit. Definitionsversuche in Auseinandersetzung mit Walzer und Gramsci (183-205); Fritz Keller: Kultur & Politik anno 1968 in Österreich oder Die Hundeblume blüht selbst in der Regenpfütze (206-222); Otto Zonschitz: Gramsci und das Theater Brechts (223-230); Literaturverzeichnis; Anhang: Ulrich Weiß: Tagungsbericht (257-261).
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 5.42 | 5.46
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Uwe Hirschfeld (Hrsg.): Gramsci-Perspektiven. Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5431-gramsci-perspektiven_7109, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7109
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Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
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