Anlässlich der Emeritierung des Hallenser Ordinarius für politische Theorie und Ideengeschichte liegt nun die zweite Festschrift für Richard Saage vor. Dem ersten Werk (Kühnl u. a.: Modell und Wirklichkeit, siehe ZPol 1/03: 523, ZPol-Nr. 18163) ähnelt es im Aufbau, der sich an den drei großen und weit gefassten Forschungsschwerpunkten des Jubilars orientiert: Aufklärung, Utopie, Demokratie. Einige der politikwissenschaftlichen Aufsätze seien kurz erwähnt. Helga Grebing stellt in ihrem Beitrag die Demokratievorstellungen des heute fast vergessenen Sozialdemokraten Waldemar von Knoeringen vor. Knoeringen war einer der Vorreiter der Idee eines freiheitlichen Sozialismus, der im Godesberger Programm zur geistigen Grundlage der SPD werden sollte. Susann Held setzt sich mit dem Zusammenhang zwischen der Eigentumstheorie und der Stellungnahme zum Kolonialismus bei Locke und Kant auseinander und knüpft damit an einen frühen Arbeitsschwerpunkt Saages an. Es zeigt sich, dass die Kantsche Zurückweisung des Kolonialismus in der Friedensschrift ihre Entsprechung in der Eigentumstheorie der Rechtslehre findet. Iring Fetscher fragt nach der Notwendigkeit utopischen Denkens für die Bewältigung von Zukunftsherausforderungen. Als Kronzeugen für diese Notwendigkeit dienen ihm die utopischen Entwürfe Ernst Blochs und Bertrand de Jouvenels. Gerhard Göhler widmet sich schließlich dem Zusammenhang von Zivilreligion und normativer Integration. Er unterscheidet zwischen substantieller und funktionaler Zivilreligion. Während eine substantielle Zivilreligion mit ihrem religiös begründeten Anspruch politischer Wirksamkeit tendenziell auf theokratische Herrschaftstypen zielt, erscheint ihre funktionale Ausprägung aufgrund der größeren Inklusivität für die Integration pluralistischer Gesellschaften geeigneter. Die inklusive Integrationsleistung von Zivilreligion sei aber ohne ein gewisses Maß an religiöser Substanz nicht zu haben. Das so umrissene Spannungsfeld wird an der Frage des Beitritts der Türkei zu einem zivilreligiös integrierten „christlichen“ Europa diskutiert.