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/ 22.06.2013
Peter Gärtner / Monika Grabow / Poma Muruchi / Florian Quitzsch / Sven Schaller / Gabriele Töpferwein (Hrsg.)

Bolivien im Umbruch. Der schwierige Weg der Neugründung

Leipzig: Quetztal 2010; 720 S.; 29,- €; ISBN 978-3-89819-352-8
Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas. Charakterisiert durch eine hohe Ungleichverteilung von Eigentum und eine heterogene ethnische Zusammensetzung seiner Bevölkerung, hat es der Zentralstaat in den vergangenen Jahren nur mit großen Schwierigkeiten vermocht, den Autonomiebestrebungen der Regionen Widerstand zu leisten. Unter Evo Morales habe jedoch, so Gärtner, ein Prozess der Neugründung eingesetzt, den die Autoren dieser von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderten Publikation in seinen unterschiedlichen Facetten beschreiben. Tatsächlich, erklärt Romina Luz Hermoza Cacsire, sei diese Neugründung auch durch die Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 2009 erfolgt, die Hintergründe des Zustandekommens der Verfassung könnten jedoch keineswegs hohen demokratischen Anforderungen genügen. Darüber hinaus kommentieren die Autoren die Wirtschaft und Gesellschaft Boliviens, sie analysieren die Ethnisierung gesellschaftlichen und politischen Handelns und die Probleme, die daraus für die identitäre Entwicklung des Individuums entstehen. Es werden in Auszügen sowohl die Innenpolitik (Drogen, Umwelt) als auch die Wirtschafts- und die internationale Politik Boliviens dargestellt. Die thematische Breite dieser Analysen ist sowohl Stärke als auch Schwäche dieser zweibändigen Ausgabe. Die Zuordnung der Beiträge entspricht sicher nicht dem klassischen Analyseschema einer wissenschaftlichen Betrachtung. Auch die Länge der Beiträge ist für einen Sammelband verwunderlich. Weiterhin bleibt auch die Frage offen, warum die Autoren institutionelle Schwierigkeiten der Regierung Morales, wie z. B. eine praktische Außerkraftsetzung der Gewaltenteilung und die Funktionslosigkeit eines Obersten Gerichts wie allgemein der Justiz, nicht in ihre Betrachtung einbeziehen. Dennoch entsteht für Laien durch den Umfang der Beiträge ein facettenreiches Bild Boliviens um das Jahr 2010.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.652.212.222.232.2622.2634.224.44 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Peter Gärtner / Monika Grabow / Poma Muruchi / Florian Quitzsch / Sven Schaller / Gabriele Töpferwein (Hrsg.): Bolivien im Umbruch. Leipzig: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33410-bolivien-im-umbruch_39975, veröffentlicht am 01.03.2012. Buch-Nr.: 39975 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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