/ 05.02.2015

Thomas Tödtling
Water Governance: From a Global and Regional Perspective
Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2013 (Schriften zur internationalen Politik 39); 172 S.; 69,80 €; ISBN 978-3-8300-7111-2Diplomarbeit Wien. – Transnationale Flusssysteme spielen bei der Wasserversorgung der Menschheit eine bedeutende Rolle. Fragen der Governance solcher Systeme werden angesichts steigender Bevölkerungszahlen und der absehbaren Verschärfung der Versorgungsfrage in vielen Regionen somit zunehmend aktuell. Mit diesem Thema beschäftigt sich der Politikwissenschaftler Thomas Tödtling an den Beispielen der Donau und des Nils. Vor der Untersuchung dieser Fallbeispiele liefert er zunächst eine Einführung in die globale Wassergovernance einschließlich der existierenden rechtlichen Grundlagen und der wichtigsten staatlichen wie nichtstaatlichen Akteure in diesem Bereich. Dazu gehört ebenfalls die Frage der Bedeutung großer internationaler Konferenzen als Orte der Verhandlung. Diese liefern nach Tödtling nicht automatisch bessere Ergebnisse, sondern fördern „anstelle von Kooperation [...] Wettbewerb und ignorieren bestehende Potentiale von Synergien“ (78), weshalb sie als einer der Gründe für die langsame Entwicklung globaler Ansätze zur Wassergovernance zu nennen seien. Am Beispiel der Donau zeigt sich, dass die Beitrittsperspektive zur EU für die postsowjetischen Anrainerstaaten einen Anreiz darstellte, sich verstärkt multilateral zu engagieren, was zu einer aktiven Partizipation im System der Wassergovernance führte. Trotz des Vorhandenseins von Nichtregierungsorganisationen nehmen die Staaten in diesem Prozess eine dominante Position ein – ein Umstand, der laut Tödtling auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass „die politischen Systeme der Staaten des [Donau‑]Beckens über keine lange zivilgesellschaftliche Tradition verfügen“ (111). Zu einem ähnlichen Befund – eine fehlende Einbindung nichtstaatlicher Akteure in die grenzüberschreitenden Wassergovernance‑Bemühungen – kommt Tödtling in dem ebenfalls von ihm untersuchten Fall des Nils. Im Ergebnis war es demnach die Passivität der Staaten, die trotz eines hohen Engagements nichtstaatlicher Akteure dazu geführt hat, dass „[d]er Versuch, einen globalen rechtlichen Rahmen für die governance von grenzüberschreitenden Flusssystemen bis dato (Ende 2012) gescheitert ist“ (153). Angesichts der in diesem Feld gestiegenen Zahl staatlicher wie nichtstaatlicher Akteure komme es zu Koordinierungs‑ und Effizienzverlusten, stellt der Autor fest, zu denen sich darüber hinaus das Problem der fehlenden öffentlichen Aufmerksamkeit für die Herausforderung des Managements grenzüberschreitender Flusssysteme geselle.
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Rubrizierung: 4.45 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Thomas Tödtling: Water Governance: From a Global and Regional Perspective Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38040-water-governance-from-a-global-and-regional-perspective_45881, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 45881 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA