/ 31.05.2013
Timothy Garton Ash
Im Namen Europas. Deutschland und der geteilte Kontinent
Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1995; 856 S.; 24,90 DM; ISBN 3-596-12567-7Vielfach differenziert zeichnet Garton Ash ein halbes Jahrhundert deutscher Außenpolitik nach. Seine Analyse reicht von der nach staatlicher Souveränität strebenden Politik der Nachkriegsjahre über die Ostpolitik der siebziger Jahre bis hin zum Prozeß der deutschen und europäischen Einigung. Immer wieder rückt die Frage nach dem Beitrag der deutschen Außen- bzw. Ostpolitik zur Überwindung des Ost-West-Gegensatzes ins Zentrum. Es gelingt ihm dabei stets, nicht aus einer historischen Perspektive heraus zu urteilen, sondern sich in die jeweilige Handlungsmotivation der Politiker hineinzuversetzen sowie auf Alternativen und deren mögliche Folgen hinzuweisen. Auch die Einbindung Deutschlands in europäische und westliche Strukturen findet die ihr gebührende Beachtung: "Die westdeutsche Außenpolitik war ein unvermeidlicher Balanceakt zwischen [...] Vertrauenswerbung im Osten und Vertrauenswahrung im Westen" (535). Abschließend urteilt der Autor über die von ihm analysierte Periode: "Dies war eines der besseren Kapitel in der Geschichte der deutschen Außenpolitik" (550). Gleichzeitig relativiert er die Bedeutung der deutschen Ostpolitik gegenüber anderen Einflußfaktoren: "die Wirtschaftsmacht der Bundesrepublik - das heißt vor allem ihre finanzielle Macht - trug nachweislich zur Verwirklichung ihres Ziels in den deutsch-sowjetischen Beziehungen bei." (534)
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.21 | 2.313 | 3.1
Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Timothy Garton Ash: Im Namen Europas. Frankfurt a. M.: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/413-im-namen-europas_165, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 165
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Dr., Politikwissenschaftler.
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