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/ 05.06.2013
Maria Rösslhumer

Die FPÖ und die Frauen

Wien: Döcker Verlag 1999; 191 S.; hardc., 34,- DM; ISBN 3-85115-263-8
Nach einem einleitenden knappen Überblick über Geschichte und Organisation der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) analysiert Rösselhumer, die hier einen durchaus interessanten Beitrag zum Thema "Frauen in der Politik" leistet, die frauenpolitische Programmatik der Partei. Das anschließende Kernstück der Arbeit, in dem sich die Autorin mit vierzehn Interviews befaßt, die sie mit (zum Teil ehemaligen) FPÖ-Politikerinnen geführt hat, gibt der Thematik einen individuellen Bezugsrahmen. Unglücklicherweise neigt Rösslhumer dazu, die fehlende Repräsentativität ihrer Ergebnisse (aufgrund der geringen Größe ihrer Untersuchungsgruppe) nicht ausreichend zu thematisieren. Daß die Interviews zudem nicht im ganzen wiedergegeben sind, sondern die Autorin nur einzelne Sätze herausgreift, um ihre eigenen - man gewinnt den Eindruck: a priori festzementierten - Thesen zu belegen, erlaubt nur eine Kenntnisnahme der Ergebnisse, nicht aber ein Nachvollziehen oder gar Überprüfen. Obschon die Autorin zugeben muß, daß heutige FPÖ-Politikerinnen Spitzenfunktionen besetzen und der Frauenanteil in der Partei seit Mitte der 80er Jahre beständig steigt, sieht sie darin einzig eine Doppelstrategie Jörg Haiders, Modernität und Frauenfreundlichkeit zu signalisieren, dadurch Stimmen zu maximieren und freiheitliche familienpolitische Ideen umzusetzen. Frauen würden heutzutage daher von Männern gezwungenermaßen - so die Autorin - und einzig zur Erfüllung dieser wahltaktischen und machtpolitischen Strategie in der FPÖ geduldet und benutzt (151). Die (interviewten) FPÖ-Politikerinnen werden von Rösslhumer zusammenfassend als "Trittbrettfahrerinnen" der Frauenbewegung charakterisiert (156) und ihre fehlende Frauensolidarität moniert. Die wissenschaftliche Qualität der Arbeit leidet unter der wenig objektiven Haltung der Autorin gegenüber Jörg Haider und der FPÖ, was sich auch sprachlich in Form von diversen pejorativen, wenig wissenschaftlichen und schwerlich reflektierten Ausdrucksformen zeigt. Klischees auf der einen Seite abzulehnen, sie jedoch auf andere anzuwenden ("Männer gehen nicht in die Politik, um etwas zu verändern, sondern um etwas zu werden" [145]), stellt den eigenen Ansatz in Frage. Inhaltsübersicht: Parteipolitik und Frauenpolitik; Die Entwicklung der Freiheitlichen Partei Österreichs: Von der Partei zur "Bürgerbewegung"; Die formale Organisation der FPÖ; Die WählerInnen der FPÖ; Die Anhänger der FPÖ. Die frauenpolitischen Ziele und Werte der FPÖ: Das Bekenntnis zur Familie; Der "Vertrag mit Österreich"; Die "Initiative Freiheitlicher Frauen" (IFF); Der "Vertrag mit Österreichs Frauen". Die Politikerinnen der FPÖ: Die historischen Voraussetzungen; Die Politikerinnen der achtziger und neunziger Jahre; Die Entscheidung für die Politik; Das parteipolitische Engagement; Die Karrieren und Barrieren; Welche Frauenpolitik? Geschlechterkampf und Politik: "Fremdkörper" Frau; Politik als Männerbund.
Leslie Piert (LP)
Rubrizierung: 2.42.222.27 Empfohlene Zitierweise: Leslie Piert, Rezension zu: Maria Rösslhumer: Die FPÖ und die Frauen Wien: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7405-die-fpoe-und-die-frauen_9855, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9855 Rezension drucken
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