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/ 11.06.2013
Samuel Salzborn

Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Vertriebenenverbände

Berlin: Elefanten Press 2000; 219 S.; ISBN 3-88520-770-2
Thema des Bandes ist es, Funktion und Position der Vertriebenenorganisationen im politischen Prozess der Bundesrepublik Deutschland von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart darzustellen. Dazu skizziert der Autor zunächst im Kapitel "Dimensionen der 'Vertreibung'" in Zusammenfassung der Ergebnisse einschlägiger historischer Forschungen die Geschichte, aber auch die siedlungspolitische Vorgeschichte der Flucht und Vertreibung großer Teile der deutschstämmigen Bevölkerung aus den ehemaligen deut...
Samuel Salzborn

Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Vertriebenenverbände

Berlin: Elefanten Press 2000; 219 S.; pb., 29,90 DM; ISBN 3-88520-770-2
Thema des Bandes ist es, Funktion und Position der Vertriebenenorganisationen im politischen Prozess der Bundesrepublik Deutschland von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart darzustellen. Dazu skizziert der Autor zunächst im Kapitel "Dimensionen der 'Vertreibung'" in Zusammenfassung der Ergebnisse einschlägiger historischer Forschungen die Geschichte, aber auch die siedlungspolitische Vorgeschichte der Flucht und Vertreibung großer Teile der deutschstämmigen Bevölkerung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Das Kapitel "Zur Geschichte der Vertriebenenverbände" rekonstruiert er dann in zwei Etappen: (a) Von 1945 bis 1962 die Entstehung, Konsolidierung und Legitimierung der landsmannschaftlichen Vereinigungen und ihrer Zusammenschlüsse zum Dachverband Bund der Vertriebenen sowie (b) von 1963 bis 1989 die Etablierung des BdV und seiner Teilorganisationen als politischer "pressure group" (65) zur Durchsetzung einer Revision der Nachkriegsgrenzen beziehungsweise zur Opposition gegen die Ostpolitik der Bundesregierungen ab 1969/70. Das dritte Kapitel über "Struktur und Arbeitsweise der Vertriebenenverbände" hebt neben einem durchgehend zu beobachtenden programmatisch-rhetorischen "Paradigma des Revanchismus" (79) strukturelle Unterschiede und politische Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Landsmannschaften und dem übergeordneten Verband hervor. Die folgenden Kapitel "Publizistik, Vernetzung und Umfeld der Vertriebenenverbände" und "'Auch Heimatrecht kommt aus den Gewehrläufen' - Die Ideologie der Vetriebenenverbände" behandeln die publizistischen Foren und die Hauptelemente der dort geäußerten (geschichts-)politischen Meinungen und Forderungen im Kontext der allgemeinen politischen Entwicklung in der Bundesrepublik. Hier wird insbesondere auf die Nähe zum beziehungsweise auf einzelne Überschneidungen mit dem rechten oder rechtsextremen Rand des politischen Spektrums eingegangen. In dieser Perspektive widerspricht der Autor im abschließenden Kapitel "Ein neues Jahrtausend: Das Ende der Vertriebenenverbände?" der verbreiteten Annahme, mit dem Aussterben der zweiten Generation Heimatvertriebener und dem fortschreitenden europäischen Integrationsprozess werde der politischen Arbeit der Vertriebenenorganisationen in absehbarer Zeit die Grundlage entfallen.
Michael Hein (HN)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
Rubrizierung: 2.352.3132.331 Empfohlene Zitierweise: Michael Hein, Rezension zu: Samuel Salzborn: Grenzenlose Heimat. Berlin: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12259-grenzenlose-heimat_14636, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 14636 Rezension drucken
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