Diss. Politikwiss. FU Berlin; Gutachterin: H. Haftendorn. - Anhand von drei Fallstudien untersucht diese Dissertation die deutsch-französischen Beziehungen im Zeitraum zwischen 1958 und 1965. Deren Gesamtbild war in den Fünfzigerjahren ambivalent: Einerseits war aufgrund von Differenzen in der Beurteilung der Funktion des Nationalstaates oder in der Frage der Machtverteilung innerhalb des westlichen Bündnisses das Verhältnis gespannt, andererseits nutzten beide Regierungen jedoch die existierenden Chancen bilateraler Kooperation. Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf der Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen für die deutsche Innenpolitik, d. h. auf der Frage, "unter welchen Bedingungen die bilaterale Zusammenarbeit derart auf den Entscheidungsprozess in Bonn gewirkt hat, dass von einer Kausalbeziehung zwischen den deutsch-französischen Beziehungen und der außenpolitischen Position der Bundesrepublik die Rede sein kann" (23). Ein wichtiges Ergebnis ist, wie sehr Bonn in der Deutschland-, der Europa- und der NATO-Politik Rücksicht auf französische Interessen nahm. Eine weitere Untersuchungsebene entwickelt der Autor in seiner auf einer breiten Quellenbasis entstandenen Arbeit, indem er diskutiert, in welchem Umfang die bilateralen Beziehungen zwischen Bonn und Paris von den Einflüssen anderer Akteure des internationalen Systems, vor allem dem der USA, abhing. Schließlich unterstreicht der Autor die Einsicht, dass das Bild einer außenpolitischen Kanzlerdemokratie für dieses Feld der bundesrepublikanischen Außenpolitik relativiert werden muss. Denn das Meinungsbild der deutschen Exekutive präsentierte sich in zahlreichen Fragen sehr heterogen – eine Tatsache, die sich die französische Führung jedoch nur bedingt zur Durchsetzung ihrer außenpolitischen Interessen zu eigen machen konnte. Inhaltsübersicht: B. Die Berlin-Krise: I. Die Ausgangslage in Bonn: Das Scheitern einer gemeinsamen Deutschlandpolitik im Vorfeld des Ultimatums; II. Das Berlin-Ultimatum Chruschtschows; III. Von Genf nach Paris: Das Scheitern der Ost-West-Verhandlungen; IV. Höhepunkt und Abflauen der Krise: Vom Bau der Berliner Mauer zur Kuba-Krise. C. Die Fouchet-Pläne: I. Erste Diskussionen um eine Politische Union Europas; II. Vorgespräche im Rahmen der Sechsergemeinschaft; III. Die Fouchet-Pläne; IV. Das Scheitern des Projekts der Politischen Union Europas. D. Die Multilateral Force: I. Die Ausgangslage: Die Bonner Verteidigungspolitik und der Wandel der internationalen Rahmenbedingungen; II. Die multilaterale Atomstreitmacht als Reaktion Washingtons auf wachsende Kritik der Europäer am Strategiewechsel der Vereinigten Staaten; III. Die MLF im Zentrum der allianzpolitischen Diskussion; IV. Das Ende der MLF und die Krise der deutsch-französischen Beziehungen. E. Die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen für die Außenpolitik der Bundesrepublik zwischen 1958 und 1965: I. Ergebnisse der Fallstudien; II. Das schwierige Bündnis: Der deutsch-französische Bilateralismus und die Bonner Außenpolitik zwischen 1958 und 1965.