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Über die Angst vor dem Abstieg. Konsequenzen für die politische und gesellschaftliche Teilhabe

23.07.2018
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Lasse Eggert

Fahrstuhl Foto Thea N. flickr Lizenz CC BY 2.0„Der Fahrstuhl der Gesellschaft, den Ulrich Beck Mitte der 1980er-Jahre nach oben hat fahren sehen, ist mittlerweile für große Teile der Bevölkerung steckengeblieben“. Foto: Thea N. (flickr, Lizenz CC BY 2.0)

 

Einleitung

Folgt man den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatten und vorherrschenden Mediendiskursen, leben wir anscheinend in einer Zeit sozialer Unsicherheit und großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Umbrüche. Politische Ereignisse der vergangenen Jahre, wie die gewonnene Präsidentschaftswahl Donald Trumps, der Brexit, das Unabhängigkeitsreferendum Kataloniens oder der Einzug der AfD in den Bundestag, haben zahlreiche Beobachter und Kommentatoren dazu veranlasst, von der Krise der westlich-liberalen Demokratien zu sprechen. Wirtschaftliche Entwicklungen wie die Finanzkrise, die Verschuldung, Globalisierungstendenzen und ökonomische Sachzwänge werden jedem von uns tagtäglich vor Augen geführt. Zeitgleich dominieren die Themen Migration und Fremdenfeindlichkeit seit einigen Jahren wieder die gesellschaftspolitische Bühne und die innergesellschaftlichen Spannungen erreichen beispielsweise bei dem Konflikt um die Essener Tafel erneut medial wirksame Höhepunkte. Wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Grundsätze beginnen plötzlich scheinbar dahinzubröckeln und lassen so manchen Beobachter unsicher zurück. Unsicherheiten sind integraler Bestandteil von Ängsten und wir scheinen in „ängstlichen“ Zeiten zu leben.

Betrachtet man allerdings die Angst vor dem sozialen Abstieg, finden sich zu allererst überraschende Ergebnisse. Eine Studie von Holger Lengfeld kommt zu dem Ergebnis, dass die Angst vor dem sozialen Abstieg auf einem historischen Tiefstand angekommen ist und noch nie seit der deutschen Wiedervereinigung so wenige Angst davor haben, auf der sozialen Leiter abzusteigen (Lengfeld, 2017). Auch in einer Studie der R+V Versicherung über die Ängste der Deutschen wird dargelegt, dass diese Angst auf einem Rekordtief angelangt ist (R+V Versicherung, 2017). Aber wie passt dies zusammen mit der angeblich kritischen Masse an „sozial und wirtschaftlich Abgehängten“, den „Globalisierungsverlierern“ und den „wütenden weißen Männern“, die vermeintlich unsere gesellschaftlichen und politischen Grundfesten zu zerstören drohen?

Angst ist ein sehr diffuses Phänomen. Es hat in der Politikwissenschaft und Soziologie zwar nicht wenig Beachtung gefunden, es wurde jedoch auch nicht viel systematisches Wissen zutage befördert, um dieses in Theorien auszubuchstabieren (Ahrens, 2013). Auch dieses Essay kann auf viele der noch im Raum stehenden Fragen keine Antwort liefern, um die Defizite einer politischen oder soziologischen Theorie der Angst zu beseitigen. Was dieses Essay allerdings versucht, ist die Konsequenzen der Angst zu beleuchten, vor allem für die politische und gesellschaftliche Teilhabe. Dieses Essay geht der These nach, dass der Wandel des Arbeitsmarktes im modernen Kapitalismus Prekarisierungs- und affektive Konflikttendenzen hervorbringt, die sich wiederrum auf die Teilhabechancen in unserer Gesellschaft auswirken. Damit wird versucht, ein weiteres Erklärungsmuster zu einigen der gesellschaftlichen und politischen aktuellen Entwicklungen zu liefern.


Angst

Wilhelm Heitmeyer fand nach der Finanzkrise heraus, dass über 90 Prozent der Menschen in Deutschland mit einer Zunahme von Armut und sozialem Abstieg im Zuge der Finanzkrise rechneten, was auf ein sehr pessimistisches Bild schließen lässt (Heitmeyer, 2010). Dass im Gegensatz zu Lengfelds Studie die Abstiegsängste auch acht Jahre nach Heitmeyers Befunden noch große Verbreitung finden, verrät ein Blick in Bettina Kohlrauschs Studie zu deren Ursachen und Ausmaße. Denn erweitert man die Operationalisierung von Abstiegsangst als Angst vor der Arbeitslosigkeit durch Angst um die Arbeitsplatzsituation, Angst um die Verschlechterung der eigenen finanziellen Situation und Angst um den eigenen Lebensstandard, so zeichnet sich ein anderes Bild der gesellschaftlichen Verbreitung von Abstiegsängsten. Die Studie zeigt, dass sich 25 Prozent der Menschen große oder sehr große Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsituation machen, 39 Prozent um die eigene finanzielle Situation und fast die Hälfte (49 Prozent) um die zukünftige Erhaltung des eigenen Lebensstandards (Kohlrausch, 2018). Mit dieser multi-dimensionalen Operationalisierung wird erkennbar, dass Abstiegsängste weiter in der Gesellschaft verbreitet sind, als man normalerweise annehmen würde – und das bis in die Mittelschicht hinein.


Die fetten Jahre sind vorbei

Zwar könnte bei einem Blick auf den vorherrschenden Mediendiskurs zum Thema wirtschaftliche Lage Deutschlands Zweifel aufkommen, ob solche Ängste überhaupt begründet sind, liest man doch seit zwei Jahren in so gut wie allen großen Medien Überschriften wie „Ökonomen sehen Deutschland auf dem Weg zur Hochkonjunktur“ (Spiegel, 2015), „Deutsche Wirtschaft wächst stärker als erwartet“ (Zeit, 2016), „Ökonomen rechnen 2018 mit kräftigem Wachstum“ (Welt, 2017) oder „Wirtschaft steigert Wachstumstempo weiter“ (Handelsblatt, 2018). Auch die monatlich veröffentlichten Arbeitslosenzahlen zeigen eine deutlich positive Entwicklung und den niedrigsten Stand von Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2018), was andere Kommentatoren schon dazu veranlasst hat, von „Vollbeschäftigung“ zu sprechen. Neben dieser Entwicklung ist allerdings anzumerken, dass weniger die konkrete Erfahrung von Abstieg und Arbeitslosigkeit ausschlaggebend für die existierende Angst ist, sondern die Erwartung dessen, was noch kommen könnte (Kohlrausch, 2018). In anderen Worten: Der „Einbruch der Zukunft in die Gegenwart“ ist ein zentrales Prinzip moderner Gesellschaften. Die Zukunft verdrängt immer mehr die Gegenwart und wird sozusagen die Richtschnur gegenwärtigen Handelns (Bauman, 2007; Ahrens, 2013).

Und doch trügt der Schimmer der vielen und rasch neugeschaffenen Arbeitsplätze der vergangenen Jahre. Nicht nur nimmt das „atypische“ Arbeitsverhältnis in Deutschland zu, zu dem Zeit-, Leih-, Teilzeit- sowie geringfügige und befristete Arbeit zählen (Hans-Böckler Stiftung, 2017), sondern auch europaweit gibt die überdurchschnittliche Schaffung von Arbeitsplätzen von minderer Qualität Anlass zur Sorge. So gab Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, auf einer Pressekonferenz im Jahr 2017 bekannt, dass viele der neu geschaffenen Arbeitsplätze in der Europäischen Union befristeter und/oder teilzeitlicher Natur sind (Draghi, 2017).

Die Zeiten der integrativen Leistung des Arbeitsmarktes scheinen vorbei zu sein und in der „prekären Vollerwerbsgesellschaft“ ist Arbeit, die soziale Sicherheit generieren konnte, immer mehr auf dem Rückzug (Nachtwey, 2017) – zu zahlreich sind die Beispiele derer, die neben ihrer regulären Erwerbstätigkeit einer Nebentätigkeit nachgehen müssen, oder derer, die sich mit mehreren Tätigkeiten in Teilzeit über Wasser halten. Zieht man hierzu die neuesten Zahlen hinzu, erkennt man, dass die Anzahl der Mehrfachbeschäftigten sich seit 2003, dem Jahr, in dem im Zuge der Hartz IV-Reformen die „geringfügige Erwerbstätigkeit“ einen neuen rechtlichen Rahmen erhielt, mehr als verdoppelt hat. 2017 hatten somit circa 3,1 Millionen Erwerbstätige (7-8 Prozent) eine Zweitbeschäftigung. Dass vor allem in den unteren Lohnsegmenten die Wahrscheinlichkeit für die Ausübung einer Nebentätigkeit stark steigt, lässt die Vermutung zu, dass es für Mehrfachbeschäftigung hauptsächlich finanzielle Motive gibt. Weiter anzumerken ist, dass die Wahrscheinlichkeit, eine weitere Nebentätigkeit einzugehen, umso höher wird, je geringer die Arbeitszeit in der primären Beschäftigung ausfällt (IAB, 2017). Schaut man dazu auf den prozentualen Anteil, den die Teilzeitbeschäftigung an der totalen Beschäftigung ausmacht, kann beobachtet werden, dass dieser Anteil in Deutschland zwischen 1995 und 2016 von 16 Prozent auf 26,7 Prozent (EU-28 Durchschnitt 19,5 Prozent) kontinuierlich gestiegen ist und Deutschland somit auf Platz vier unter den EU-Mitgliedstaaten rangiert. Bemerkenswert ist auch, dass die prozentuale Veränderung 2005 und 2006, also in den Jahren nach der Einführung der Hartz IV-Reformen, deutlich anzieht.

Wenn man heutzutage noch Forderungen hört, die Arbeitslose aktivieren und von ihrem faulen Pelz auf die Füße stellen wollen, dann haben diese ihren Ursprung im Umbau des Sozialstaats, der in den 1970er-Jahren langsam an Fahrt gewonnen hat. Um die Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft für diejenigen zu „fördern“, die sowieso Probleme im Wirtschaftssystem haben, wurden die sozialstaatlichen Leistungen sukzessive abgebaut. Im Neoliberalismus wurde aus dem Wohlfahrtsstaat ein aktivistischer und aktivierender Staat. Staat und Markt, die einst als zwei getrennte Sphären angesehen wurden, verwischen zunehmend und Marktmechanismen erhalten Einzug in die Regierungspraktiken (Klein & Heitmeyer, 2010, S. 166; Bröckling, 2016, S. 82).

Die Auswirkungen der neoliberalen Agenda auf den Wohlfahrtsstaat und die sozialen Sicherheitssysteme tragen einen bedeutenden Teil dazu bei, welche Chancen Geringverdiener und Arbeitslose auf gesellschaftliche Teilhabe erreichen können. Eigentlich dazu da, die negativen Folgen niedriger Entlohnung und temporärer Erwerbslosigkeit abzumildern und ein Abrutschen in die Armut zu verhindern, kommen neuere Befunde über die sozialen Sicherungssystem zu erstaunlichen Resultaten. Nicht nur scheinen diese (Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung oder Elterngeld) in Deutschland die geringfügige Entlohnung von Teilzeitarbeit vor allem bei unverheirateten Teilzeitbeschäftigen nicht ausgleichen zu können und somit nicht vor Armutsrisiko zu schützen (Sarter, 2011). Neuere Zahlen belegen auch, dass 70 Prozent der in Deutschland lebenden Erwerbslosen riskieren, in die Armut abzurutschen. Damit führt Deutschland mit einem zehnprozentigen Vorsprung die Liste in der EU an (Eurostat, 2018).


Kontrollverlust

Der Fahrstuhl der Gesellschaft, den Ulrich Beck Mitte der 1980er-Jahre nach oben hat fahren sehen, ist mittlerweile für große Teile der Bevölkerung steckengeblieben und unter der Last der unteren zwei Drittel der Gesellschaft ächzt das tragende Stahlseil des Fahrstuhls und dehnt sich langsam unter der Traglast aus. Die einstige Aufwärtsfahrt hat sich in eine nach unten verwandelt und die ersten Kardeelen fangen an zu reißen und lassen die Kabine ins Schaukeln geraten – gerade genug, dass die Insassen sich ihrer Situation langsam bewusst werden und einen Anflug von Angst bekommen (Bude & Staab, 2017). Bleiben wir bei der Fahrstuhlanalogie, so könnte man sagen, dass die Zeiten, in denen die Insassen die Fahrt des Fahrstuhls kontrollieren konnten, indem sie den Knopf einer der oberen Stockwerke drückten und der Fahrstuhl sich nach oben in Bewegung setzte, vergangen sind. Anstelle der individuellen Kontrolle über den Fahrstuhl ist die Kontrolle des Fahrstuhls über die Individuen eingetreten. Die Knöpfe funktionieren zwar noch, doch reagiert der Fahrstuhl nicht mehr auf die gewünschte Eingabe und droht diese sogar in das Verkehrte umzudrehen.

Ein langsamer Kontrollverlust über die eigene Mobilität breitet sich aus und zehrt an den Individuen. Nicht erst seit der Finanzkrise wirkt der Markt wie eine nicht zu kontrollierende Naturgewalt auf diejenigen, die mit ansehen müssen, wie nach und nach Teile der Realwirtschaft in einer globalen Kettenreaktion in eine Talfahrt mitgenommen werden. Diese Beobachtung deckt sich mit dem Beitrag von Jürgen Mansel und Viktoria Spaiser zum Thema Kontrollprobleme individueller Belange und deren Zusammenhang mit der Abwertung anderer Gruppen. Ungeachtet der gesellschaftlichen Schicht haben die Hälfte bis zwei Drittel der befragten Personen Probleme bei der Kontrolle der eigenen Lebensführung und der Alltagsplanung durch äußere Sachzwänge angegeben. Unterschiede zwischen Beteiligten verschiedener Schichten werden deutlich bei der Kontrolle der Lebensplanung beziehungsweise bei der Verwirklichungsrate persönlich gesteckter Lebensziele. Je höher die innehabende Position im gesellschaftlichen Koordinatensystem, je unwahrscheinlicher wird das Erleben eines Kontrollverlustes über die eigenen Lebensziele (Mansel & Spaiser, 2010).


Prekäre Individualität

Mittlerweile hat sich das neoliberale Wirtschaftssystem tief in die Kultur moderner Gesellschaften geschlichen und mit ihm wurde „Leistung“ zu einem zentralen Ordnungsprinzip erhoben. Jedoch werden sich immer mehr Menschen bewusst, dass das Leistungsversprechen, das ihnen soziale Aufwärtsmobilität erbringen sollte, leider nicht die prophezeite Heilung der diesseitigen Leiden bedeutet. Denn in einer stagnierenden Volkswirtschaft bedeutet „des Einen Aufstieg des Anderen Abstieg“ und Mobilität wird so – wenn überhaupt – zum Nullsummenspiel (Milanovic, 2016). Andere Beobachter gehen sogar noch weiter und bescheinigen der modernen neoliberalen Gesellschaft eine ständliche Verfestigung von Ungleichheiten, die die gesellschaftliche Mobilität fast gänzlich zum Stillstand bringen. Für sie leben wir langsam in einer „neofeudalen“ Gesellschaft, die vormoderne Ordnungsprinzipien re-etabliert (Neckel, 2017). Die moderne Leistungsgesellschaft bedeutet in erster Linie individuelle Leistung gepaart mit einem „Friss-oder-Stirb-Individualismus“ und der ständigen Bereitschaft, sich gegen potenzielle Konkurrenten am allgegenwärtigen Markt durchsetzen zu müssen. Die Zeiten eines festen Einkommens, von planbaren Ersparnissen, festen Arbeitsplätzen und Karrierewegen gehören der Vergangenheit an. Die von manch einem vermisste Romantik der traditionellen Sozialbindungen mit ihren Rechten, Pflichten und Privilegien wurde von der Ellenbogenmentalität abgelöst (Bauman, 2016, S. 59).

Die voranschreitende Individualisierung in der Gesellschaft lässt die alten tradierten Sozialbindungen aufweichen. Paradoxerweise bedeutet dies, dass in der hochgradig arbeitsteiligen Gesellschaft das „befreite“ Individuum immer abhängiger vom anonymen Rest der gesellschaftlichen Akteure wird. Die „Flexibilisierung“ von Zeit und Raum in modernen Gesellschaften trägt dazu bei, dass soziale und assoziative Schutzräume wegfallen. Familien, Vereine, Verbände, intermediäre Organisationen, Parteien und Gewerkschaften können in modernen Gesellschaften, die durch „flüchtige“ Zeiten und Räume charakterisiert sind, immer weniger Halt bieten. Waren diese Institutionen lange Zeit Anbieter von Schicksalsgemeinschaften, in denen individuelles Versagen in Erzählungen kollektiver Identität ganzer Gruppen, Milieus oder Klassen umgedeutet wurden, findet sich das Individuum heutzutage immer öfter ohne eine solche Unterstützung wieder (Nachtwey, 2017). Die Folge ist eine wachsende Verunsicherung gerade für ehemalige Angehörige traditionalistischer Milieus.


Konkurrenz

Die märchenhafte Erzählung über den Stellenwert der eigenen Leistung in der liberalen kapitalistischen Gesellschaft ergibt in der Konsequenz, dass Menschen, die es in dieser Gesellschaft nicht geschafft haben, sich in der Mitte festzukrallen, von denen, die es geschafft haben, stigmatisiert und ausgeschlossen werden. Denn wer die erforderliche Leistung nicht erbringt oder aufrechterhalten kann, hat auf individueller Ebene Fehler begangen. Die Existenz am Rande der Gesellschaft wird zum persönlichen Defizit erklärt. Viele von uns erheben die eigenen oder als solche wahrgenommenen Merkmale als Maßstab des „Normalen“ und des „Menschlichen“. Dies bedeutet, dass die Gefahr besteht, Menschen nach diesem Maßstab zu beurteilen und falls diese sich nicht an unserem individuellen Maßstab messen lassen können, ihnen die Eigenschaften „normal“ und „menschlich“ leichtfertig abzuerkennen. Dass man durch „Leistung“ die soziale Leiter emporgeklommen ist, bedeutet im Umkehrschluss, dass alle, die es nicht auf dieselbe Sprosse geschafft haben, nicht genug geleistet haben und dies ihre eigene Verantwortung ist – inklusive aller projizierten Unzulänglichkeiten. Gesellschaftlich produzierte Probleme werden so auf dem Einzelnen abgeladen, von dem auch noch erwartet wird, Lösungen für diese zu finden. Das alles geschieht in einer Gesellschaft, die im Auflösen begriffen ist (oder so wahrgenommen wird) und voller Risiken steckt, jedoch auf der anderen Seite immer weniger Sicherheiten hervorbringt, was unter anderem Zygmunt Bauman veranlasste, die aktuelle Epoche als „flüchtige Moderne“ zu bezeichnen.

Die durch die neoliberale Doktrin verbreitete Privatisierung von Öffentlichkeit oder öffentlicher Versorgung unter die privatwirtschaftliche Profitmaxime stellt eine weitere strukturelle Benachteiligung unterer Einkommensschichten dar, an dieser/diesen teilzuhaben. Die Verlagerung vom öffentlichen auf den privaten Konsum in der Jagd nach der individuellen Wohlstandsbefriedigung ist die Konsequenz. Die Folge ist, dass während diejenigen mit geringerer Kaufkraft auf ein immer weiter schrumpfendes öffentliches Angebot an Versorgungsleistungen und Dienstleistungen angewiesen sind, die oberen Schichten sich zusehends selbst am privaten Markt versorgen und deswegen immer unwilliger Steuern zahlen, mit denen die Leistungen und Versorgung derer finanziert werden, denen aus wirtschaftlichen Gründen nur ein sehr begrenzter Zugang zum privatwirtschaftlichen Versorgungsmarkt offensteht (Streeck, 2017).

Prekarität und mangelnde soziale Unterstützung sowie eine schwierige generelle wirtschaftliche Lage fördern Fremdenfeindlichkeit und Etabliertenvorrechte – beide Ausdruck des Konkurrenzgedankens (Heitmeyer, 2010). Erhöhter wirtschaftlicher Druck und Wettbewerb steigern den Konkurrenzkampf um die übrigbleibenden Arbeitsplätze und/oder den Zugang zu den Resten der sozialen Sicherheitssysteme oder den anderen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen zusätzlich gebrauchten Hilfsangeboten. Dass die Wettbewerbslogik in (spät)modernen Gesellschaften zu einem zentralen Vergesellschaftungsmodus wurde, ist nicht erst seit der „neoliberalen Wende“ in den 1980er-Jahren der Fall. Das Wettbewerbsprinzip der (spät)modernen westlichen Gesellschaften löst im Zuge der gewaltigen Transformationsprozesse am Anfang der Neuzeit das Prinzip der ständisch-autoritär organisierten Verteilung von Positionen, Privilegien und Ressourcen innerhalb der Gesellschaft ab. Auch werden durch die Verbreitung des Wettbewerbsprinzips Formen der assoziativen Kooperation, der hierarchischen Regelung und des Konflikts als Vergesellschaftungsmodi abgelöst. Folgt man Hartmut Rosa, so übernimmt der Wettbewerb in (spät)modernen Gesellschaften als Ordnungsprinzip die Organisation von immer mehr Sphären, auch außerhalb der Ökonomie, und gleicht damit einem Totalitätsanspruch, der Rosa dazu bringt, die „Wettbewerbsgesellschaft“ auszurufen (Rosa, 2006). Allerdings ist dieser Gedanke weder originär noch neu. Schon 1950 hatte Wilhelm Röpke, der zu den Vordenkern der sozialen Marktwirtschaft gezählt wird, davor gewarnt, das Wettbewerbsprinzip auf andere Bereiche als auf die Wirtschaft auszudehnen, da dieses als gesellschaftliches „Sprengmittel“ zu entarten drohe, falls kein starker politisch-moralischer Rahmen das Ordnungsprinzip Wettbewerb einzudämmen vermag (Bröckling, 2016, S. 85). 68 Jahre später allerdings droht Röpkes dystopisch anmutende Warnung für große Teile der Gesellschaft allmählich zur bitteren Realität zu werden. Der gesteigerte Konkurrenzkampf bewirkt eine Verinnerlichung von Ungleichwertigkeitsgrundsätzen als Teil individueller oder kollektiver Bewältigungsstrategien im Kampf um sich verknappende Ressourcen und soziale Hilfszuwendungen.

Interessant ist nun, dass, dem Gedanken von Rosa folgend, die menschliche Tätigkeit insgesamt einer neuen Logik des „Besserseins“ folgt, um potenzielle Konkurrenten auszustechen im Kampf um knapper werdende Ressourcen, Privilegien und Anerkennung – sozusagen um die Qualität des Lebens an sich. Oder anders ausgedrückt und damit den Gedanken von Pierre Bourdieu folgend, bestimmt der Erfolg oder die Niederlage die eigene Position in der „symbolischen Ordnung“ der Gesellschaft mit weitreichenden Konsequenzen für die eigene Lebensführung und -planung. Begreift man also die Gesellschaft als durch bewegliche Positionen strukturiertes Gebilde, folgt daraus auch die Anerkennung einer Rangfolge dieser Positionen, die durch die Bewertung und Klassifikation des symbolischen Kapitals geordnet werden. Die Logik der Differenz und Ungleichheit liegt dieser Rangordnung zugrunde, die sich, so scheint es, in einem ständigen Zustand des „Umkämpftseins“ befindet. Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty sprechen in Bezug auf die Bewertung der Rangfolge und Positionen von sozialen Akteuren von „negativen Klassifikationen“. Sie geben zu bedenken, dass, wenn diese Klassifikationen einer kategorialen Logik folgen, also in unversöhnlichen Gegensatzpaaren wie schwarz/weiß, Frau/Mann, heterosexuell/homosexuell, christlich/muslimischwir/die oder arm/reich, gebildet/ungebildet und normal/anders etc. auftreten, daraus leicht eine „kategoriale Exklusivität“ folgt, die schwächeren Gruppen als unveränderliche Merkmale zugeschrieben werden (Neckel & Sutterlüty, 2005).


Eine „Ideologie“ der Ungleichwertigkeit entsteht

Unveränderliche Eigenschaften und die daraus folgende Rangordnung werden als nicht überwindbar angesehen und die strukturellen Ungleichheiten weiter gefestigt. Werden die Kämpfe um die symbolischen Ordnung nicht reguliert oder eingehegt, kann dies zur Folge haben, dass schwächere Gruppen ohne geeignete Gegenstrategien die soziale Isolation suchen und gesellschaftliche Kontakte auf die eigene Gruppe reduziert werden. Der Rückzug aus der Gesellschaft als Ganzes steht dann bevor. Diese Desintegrationsdynamik ist potenziell bedrohlich, da die Gesellschaft in ein Aggregat segregierter individueller Akteure zerfallen kann (Bauman, 2016, S. 61), von denen diejenigen, die der Dynamik nichts entgegenstellen können, auch von den Bewertungsverhandlungen um die Hierarchie der symbolischen Ordnung ausgeschlossen werden. Noch problematischer wird diese Dynamik durch die Maxime der Neutralität und der rational-moralischen Überlegenheit des Wettbewerbsprinzips, die in neoliberalen Gesellschaften kulturelle Verankerung gefunden hat. Denn wer im alltäglichen Wettbewerb verliert, verliert auch zu Recht den Zugang zu Positionen, Privilegien und Ressourcen aufgrund der „objektiven“ Unterlegenheit in einem als gerecht und fair dargestellten Ausleseverfahren. So wahrgenommen wohnt dem Wettbewerbsprinzip ein immanenter Moment der Gerechtigkeit und des Wahrsagens inne (Rosa, 2006).

„Mit dem Rücken zur Wand werden die Verfechter [liberaler zivilisatorischer Werte, Anm. d. A.] leicht zu den größten Zerstörern der Zivilisation. Sie werden leicht zu Barbaren“, zitiert Nachtwey Norbert Elias in einem Text über die regressive Moderne (Nachtwey, 2017, S. 228). Statusverlust führt zu Stigmatisierung und „negative[n] Klassifikationen“ anderer Gruppen, um die eigene gefühlte Abwertung auszugleichen. Häufig versteckt sich hinter diesem aggressiven Verhalten das Empfinden von sozialen Ängsten, die durch solches Verhalten bis zur offenen Gewaltanwendung sich selbst zugeschriebene Schwächen, Minderwertigkeiten, Verlassenheit oder Einsamkeit kompensieren sollen.

Erinnern wir uns zurück, dass über 90 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2010 ein sehr pessimistisches Bild der Zukunft hatten und sinkende Lebensstandards und ein steigendes Armutsrisiko befürchteten, dann kommt der Einschätzung von Menschen über das Verschwinden von Werten wie Solidarität und Gerechtigkeit als Funktion für die Gesellschaftsintegration eine bedeutende Rolle zu, die Aufschluss über möglicherweise eintretende Desintegrationstendenzen geben kann. In seiner Untersuchung fand Heitmeyer heraus, dass knapp ein Drittel der befragten Personen der Meinung war, dass in Krisenzeiten nicht alle Menschen die gleichen Rechte erhalten könnten und fast zwei Drittel waren der Meinung, dass in Deutschland zu viele schwache Gruppen versorgt würden (Heitmeyer, 2010).

Damit fängt das an zu bröckeln, was Jörg Ahrens bei Durkheim als „soziales Bindemittel“ herausarbeitet – nämlich auf menschlicher Emphase aufbauende Solidarität, die für Durkheim gerade für arbeitsteilige Gesellschaften, in denen man in gewissen Abhängigkeiten von anderen Menschen lebt, überlebensnotwendig scheint (Ahrens, 2013). Genau diese gesellschaftlich funktionale Solidarität scheint in der Krise zu erodieren und die zurückgelassene Leerstelle wird mit Verhalten gefüllt, das die Dynamiken der Desintegration in einer Gesellschaft noch zu beschleunigen droht. Blickt man heutzutage auf die subtil mitschwingende Aggressivität so mancher Diskussionen, die Gewalt gegen die Exekutive und andere Menschen sowie die moralische „Verrohung“, die viele beobachten, wird dies umso plausibler. Bauman sieht sogar die solidaritätszerfressende Angst als Grund für den Zusammenfall ganzer zivilgesellschaftlicher Elemente (Bauman, 2007).


Politische und gesellschaftliche Teilhabe

Doch welche Auswirkungen haben die gemachten Beobachtungen auf die politisch-gesellschaftliche Teilhabe derer, die sich immer stärker zu den Rändern der Gesellschaft gezogen fühlen? Über die seit Jahrzehnten sinkende Wahlbeteiligung und die vermuteten Gründe hierfür wurde schon viel und ausführlich geschrieben. Auch dass die Beteiligung an Wahlen sozio-ökonomisch und sozialräumlich stark verzerrt ist, ist kein Geheimnis mehr und dringt auch in Kreise außerhalb der Sozialwissenschaften vor. Bei anderen Formen der politischen Teilhabe wie zum Beispiel durch Spenden, die Teilnahme an politischen Veranstaltungen und Demonstrationen oder den persönlichen Kontakt mit Politikern verstärken sich die oben genannte Asymmetrien deutlich (Schäfer, 2009).

Gerade die Gruppen, die sich durch die aktuelle wirtschaftliche Lage am unsichersten und besonders bedroht fühlen, reagieren nicht mit mehr politischer Partizipation und Protest, sondern rutschen immer weiter in die politische Apathie und Resignation ab. Personen, die sich bei der Erhaltung und Verfestigung ihres Lebensstandards und dem Erhalt ihrer Arbeitsplätze bedroht fühlen, entwickeln einen weitaus höheren Vertrauensverlust in Politiker und Institutionen (Nachtwey, 2011). Auch eine gefühlte Machtlosigkeit angesichts politischer Entscheidungen wird noch von fast drei Viertel der Personen angegeben. Resultat ist, dass die Hälfte der sich bedroht fühlenden Menschen ihre Überzeugung über die Sinnhaftigkeit politischen Engagements verloren haben (Heitmeyer, 2010).

So fanden Anna Klein und Wilhelm Heitmeyer heraus, dass gerade die unteren zwei bis drei Quintile des Einkommensspektrums bei allen Parametern der politischen Partizipation deutlich zurückhaltender antworteten als die oberen Quintile es taten. In den unteren zwei Quintilen zeigten sich nur circa 27 Prozent bereit, an einer politischen Veranstaltung teilzunehmen, wohingegen dieser Anteil in den oberen zwei Quintilen bei 47,4 Prozent lag (Klein & Heitmeyer, 2010). Die Gründe hierfür liegen in den informellen Hürden der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe. Nicht nur sind erhöhte gesellschaftliche Mobilität im Sinne von Zeit und geografischer Distanz ein Hindernis für stetige Teilhabe, sondern auch der Abstand zu den Gutgebildeten bezüglich Habitus, Sprachfähigkeiten, Auffassungsgabe und Stil stellt eine große Hürde dar. Aus Angst vor Scham und Exklusion bleiben Menschen, die nicht die gleichen persönlichen Ressourcen mitbringen, fern (Bödeker, 2014).

Des Weiteren fand man heraus, dass eine niedrigere Soziallage mit einer höheren politischen Machtlosigkeit in Verbindung stand, die sich wiederum negativ auf die politische Partizipation als solche auswirkte, aber positivmit Phänomenen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wie Abwertung von Behinderten, Homosexuellen und Arbeitslosen oder Fremdenfeindlichkeit (Klein & Heitmeyer, 2010) korrelierte. Dies ist ein erschreckender und ernstzunehmender Befund. Eine Studie vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft hat für Thüringen herausgefunden, dass Menschen, die in den letzten zwei Jahren eine oder mehrere Formen von Diskriminierung erlebt hatten, ein weitaus geringeres Vertrauen in die Bundesregierung, die Landesregierung, die Gerichte und die Polizei hatten – also die politischen Institutionen, die für viele Menschen den Staat an sich ausmachen (Dieckmann, Geschke, & Braune, 2017).

Interessen von stigmatisierten Randgruppen der Gesellschaft drohen durch die steigende ökonomische, soziale und kulturelle Ungleichheit, die wir zurzeit in Deutschland erleben, auch im Politischen marginalisiert zu werden. Die formale politische Gleichheit nimmt durch die steigende soziale Ungleichheit ab und verzerrt so politische Partizipationsprozesse in Bezug auf soziale Strukturen (Schäfer A., 2010). Dies liegt nicht nur an der steigenden politischen Apathie und Verdrossenheit, sondern auch an den zunehmend ungleich verteilten Voraussetzungen, die benötigt werden, um eine fundierte politische Meinung zu entwickeln, wie zum Beispiel Einkommen, Bildung, Zeit, soziale Kontakte und Netzwerke oder politisches Wissen. Zeitgleich wird in mehreren Demokratien ersichtlich, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen den politischen Entscheidungen, die getroffen werden, und den Interessen von Personen mit höherem Einkommen gibt. In anderen Worten: Die politische Responsivität wird selektiver. Die Interessen der ärmeren Teile der Bevölkerungen werden strukturell weniger beachtet (Elsässer, Hense, & Schäfer, 2017). Damit scheint ein Teufelskreis zustande gekommen zu sein. Die unteren marginalisierten und zunehmend diskriminierten Schichten ziehen sich aus Mangel an Vertrauen und Hoffnung aus dem Politischen zurück, was dazu führt, dass ihren Stimmen noch weniger Gewicht im politischen Diskurs und in der politischen Öffentlichkeit beigemessen wird und sie dementsprechend weniger beachtet werden.

Aber auch die gesellschaftliche Teilhabe gerät in das Spannungsverhältnis zwischen Prekarität und Exklusion. Dies zeigen Auswertungen des Deutschen Freiwilligensurveys 2014. Das oberflächliche Bild zeigt auch hier in eine positive Richtung. Bildungsexpansion und die breite Thematisierung von gesellschaftlich relevanten Themen haben zu einer Zunahme des gesellschaftlichen Engagements geführt. Blickt man jedoch unter die Oberfläche, tun sich auch hier weitreichende Asymmetrien auf (Simonson, Ziegelmann, Vogel, & Tesch-Römer, 2017). So bestimmen die Höhe des Bildungsabschlusses und die individuellen finanziellen Ressourcen die Wahrscheinlichkeit, sich zu engagieren, deutlich. Der Anstoß zum freiwilligen Engagement kommt bei weit über der Hälfte der Befragten aus ihrem direkten sozialen Umfeld. Das führt unter anderem dazu, dass Menschen, die nicht Teil eines solchen sozialen Umfeldes sind oder durch zunehmende Prekarisierung oder soziale Exklusion überhaupt nicht in der Lage sind, stabile soziale Netzwerke aufzubauen, einen stark begrenzten Zugang zum freiwilligen Engagement haben. Neben einer guten sozialen Einbettung außerhalb des Haushalts sind auch soziales Vertrauen, Lebenszufriedenheit und der Wille, gesellschaftlich etwas zu verändern, maßgebliche Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit sich zu engagieren – alles Eigenschaften, die bei Angehörigen der unteren und prekären Soziallagen zunehmend abhandenkommen.

Schaut man auf die kulturelle Teilhabe, zeichnet sich ein ähnliches Bild wie für die politische und gesellschaftliche Teilhabe. Auch hier sind Finanz- und Bildungsressourcen sowie das soziale Umfeld wichtige Faktoren, die bestimmen, wer an kulturellen Angeboten teilhat und wer nicht. Die repräsentative Nürnberger Kinderkultur-Umfrage hat ergeben, dass 90 Prozent der ärmeren Familien kulturelle Angebote aus Kostengründen nicht wahrnehmen (Glaser, 2014). Kultur kostet. Auch hier können subjektive Barrieren entstehen. Das Gefühl, Angebote nicht zu verstehen oder diese nicht einordnen zu können, sich sozial deplatziert zu fühlen oder den Standards nicht zu genügen, können Angst- und Schamgefühle hervorbringen, die Exklusionstendenzen verstärken.

Politische Ohnmachtsgefühle führen laut Heiner Flohr zu zwei generellen Reaktionstendenzen. Unter der Bedingung von gesellschaftlichen Spannungslagen und zu bewältigenden Problemlagen, die als bedrohlich und noch nicht gelöst gelten, lässt das individuelle Ohnmachtsgefühl die Zuwendung zu einer politischen Gruppierung mit einem charismatischen Führer oder einer Führungsperson und einer klaren Hierarchie wahrscheinlicher werden. In scheinbaren Ruhelagen führt eine Reaktion vermehrt in eine apathische und apolitische Haltung bei Individuen (Flohr, 1967). Allerdings sollte hier beachtet werden, dass Individuen sehr unterschiedliche Auffassungen von Spannungen und Problemen haben und diese auch als unterschiedlich salient wahrnehmen. Das bedeutet, dass es wahrscheinlich ist, dass beide Reaktionsmuster zeitgleich für verschiedene Gruppen existieren. Schaut man auf die politische Lage in Deutschland, wird dies plausibel. Parteien und politische Institutionen haben demnach immer noch mit einem starken Ansehens- und Vertrauensverlust zu kämpfen, während zeitgleich die AfD zur stärksten Oppositionspartei werden konnte und die PEGIDA-Protestbewegungen sich großer Beliebtheit erfreuten. Schaut man auf einige der letzten und kommenden Landtagswahlen, kann man erahnen, was eventuell noch bevorsteht.


Schluss

Trotz der anfänglichen Aussage, dass das Phänomen der Angst in der Politikwissenschaft und der Soziologie einen unterbelichteten Gegenstand darstellt und noch keine ausgereifte Theorie der Angst erarbeitet wurde, sollte das nicht davon abhalten, dieses Phänomen weiter zu einem zentralen Sujet politischer und soziologischer Untersuchungen zu machen. Denn wie dieses Essay zu zeigen versucht hat, spielt Angst als Transmissionsmechanismus zwischen strukturellem Wandel und Einstellungsmustern eine gewichtige Rolle. Prekarisierungstendenzen erhöhen nicht nur den Druck auf Menschen in den unteren Soziallagen, sondern reichen auch weit hinein in die sogenannte gesellschaftliche Mitte. Das Versprechen von Leistung und Erfolg lässt sich immer schwerer einlösen. Die Individualisierung von Niederlage und Misserfolg und die Angst, die für die persönlichen Lebenschancen immer wichtiger werdende Position im sozialen Koordinatensystem zu verlieren, lassen Abgrenzungs- und Schließungskonflikte schärfer werden. Wie gezeigt wurde, sind nämlich die möglichen Konsequenzen, die aus der Angst folgen, viel verheerender und desintegrativer als angenommen. Denn ob Ängste nun gerechtfertigt sind oder nicht, bilden sie doch für die Betroffenen eine soziale Realität, aus der gewisse integrative und desintegrative Handlungsoptionen abgeleitet werden. In diesem Sinne ist Angst produktiv und was aus ihr folgt, sollte in unseren Tagen vermehrt ernst genommen und untersucht werden.


Literaturverweise

Ahrens, J. (2013). Soziologie der Angst. In L. Koch, Angst. Ein interdisziplinäres Handbuch (S. 61-70). Stuttgart: Metzler Verlag.
Bauman, Z. (2007). Liquid Times. Living in an Age of Uncertainty (1. Ausg.). Cambridge: Polity Press.
Bauman, Z. (2016). Die Angst vor den anderen. Ein Essay über Migration und Panikmache (3. Ausg.). Berlin: Suhrkamp Verlag.
Bödeker, S. (2014). Dossier Bildung. Bundeszentrale für politische Bildung, 13. August 2014. Abgerufen im April 2018 von Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/189941/die-ungleiche-buergergesellschaft
Bröckling, U. (2016). Das unternehmerische Selbst (6. Ausg.). Berlin: Suhrkamp Verlag.
Bude, H. & Staab, P. (2017). Einleitung: Kapitalismus und Ungleichheit – Neue Antworten auf alte Fragen. In H. Bude, & P. Staab, Kapitalismus und Ungleichheit. Die neuen Verwerfungen (S. 7-24). Bonn: Campus Verlag.
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Bildnachweis:

Foto: Thea N. (flickr, https://www.flickr.com/photos/neu4bauer/12560771784/in/photolist-7ad3zu-k8Vh7x-4Xy89P-fX1huK-8FszbM-LWR8Ww-6uKvDx-EuxpSe-6MrKoY-NU1yAB-rrnaGp-yCcJPi-xFf8V2-yDasUg-xFckxh-ncUBc4-nu7Btt-5pfVB3-zg4Mqz-uCrpdh-d8UoT3-rhzuQe-ciomsq-k8XeQL-KxBFyo-zq3ALM-8pwR95-rfuug-4DJAyb-6uPH6E-FVzdhH-LvmdA-k8UM3T-Ev5gwu-6wkCQu-6v4RbN-PgiFcE-RJT3hq-PiTwS2-zRWRcX-23BUVRJ-J275oX-t4HVeG-tF4Uux-SeyvqB-rVecoH-NUXN29-nq3R4R-dVkEXn-bAqGeW, Lizenz CC BY 2.0)

 

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Literatur

Sigrid Betzelt / Info Bode (Hrsg.)
Angst im neuen Wohlfahrtsstaat. Kritische Blicke auf ein diffuses Problem
Baden-Baden, Nomos 2018


Aus der Annotierten Bibliografie

Oliver Nachtwey

Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2016 (edition suhrkamp 2682); 264 S.; 18,- €; ISBN 978-3-518-12682-0
Steigende soziale Ungleichheit, Verbreitung prekärer Beschäftigungsformen, zunehmende Gentrifizierungen städtischer Wohngebiete, Erosion der Mittelschichten – diese Phänomene werden in öffentlichen, aber auch in fachwissenschaftlichen Debatten seit Längerem aufmerksam behandelt. Kontrovers bleibt dabei, ob sich in diesen Problemen nur (temporäre?) Nebenfolgen einer – eigentlich – erfolgreichen Modernisierung ausdrücken oder ob wir sie als tiefgreifende sozialstrukturelle Veränderungen ...weiterlesen

 

Heinz Bude

Gesellschaft der Angst

Hamburg: Hamburger Edition 2014; 168 S.; 16,- €; ISBN 978-3-86854-284-4
„In Begriffen der Angst wird deutlich, wohin die Gesellschaft sich entwickelt, woran Konflikte sich entzünden, wann sich bestimmte Gruppen innerlich verabschieden und wie sich mit einem Mal Endzeitstimmungen oder Verbitterungsgefühle ausbreiten.“ (10) Der Soziologe Heinz Bude erkennt, angelehnt an Niklas Luhmann, in Angst den gemeinsamen Nenner aller Gesellschaftsmitglieder. Die Entwicklung des Wohlfahrtsstaats im 20. Jahrhundert wertet Bude als Reaktion des Staates auf die Angst der Bürger vor Armut, Benachteiligung und Ausgrenzung. Die Aufgabe staatlicher Politik, die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen...weiterlesen

 

Bernhard Müller

Erosion der gesellschaftlichen Mitte. Mythen über die Mittelschicht. Zerklüftung der Lohnarbeit. Prekarisierung & Armut. Abstiegsängste

Hamburg: VSA 2013; 142 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-496-7
Wohl kaum eine soziale Schicht ist für das politisch‑kulturelle Selbstverständnis und die politische Stabilität der Bundesrepublik jemals so wichtig gewesen wie die Mittelschicht. In ihr manifestierten sich über Jahrzehnte die Wirkungen der sozialen Marktwirtschaft. Gegenwärtig macht sich jedoch eine immer breitere Verunsicherung bemerkbar, die Angst vor einem sozialen Abstieg betrifft zunehmend größere Teile der Bevölkerung. Einen Grund sieht Bernhard Müller in der „Polarisierung...weiterlesen

 

Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.)

Deutsche Zustände. Folge 10

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2012 (edition suhrkamp 2647); 336 S.; 15,- €; ISBN 978-3-518-12647-9
„Die Würde bestimmter Menschen und die Gleichwertigkeit von Gruppen sind antastbar. Das gehört zur persönlichen Bilanz“ (326). Mit diesem beunruhigenden Fazit schließt Heitmeyer den zehnten und letzten Band der „Deutschen Zustände“. Die Reihe basiert auf einem zehnjährigen Projekt, in dem die Einstellungen der deutschen Gesellschaft gegenüber schwachen Gruppen untersucht wurden. Hierfür wurde das Konzept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ (15) entwic...weiterlesen



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