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Arbeitswelt 4.0. Wer arbeitet noch was und zu welchen Bedingungen?

31.05.2018
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Autorenprofil
Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

SheffieldEin Bessemer-Konverter, in dem einst aus Roheisen Stahl erzeugt wurde – heute ausgestellt vor dem Kelham Island Museum in Sheffield (Foto: Natalie Wohlleben)

 

Diese Zusammenstellung einiger Studien über die Zukunft der Arbeit – so es sie denn gibt – beginnt mit dem Text, der auch heute noch, mehrere Jahre nach seiner Veröffentlichung, Ausgangspunkt der Debatte ist: Mit „The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerisation?“ haben Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne 2013 in Aussicht gestellt, dass fast die Hälfte aller gegenwärtigen (!) Arbeitsplätze durch die weitere Digitalisierung und Automatisierung wegfallen wird – ersatzlos für diejenigen, die aufgrund des Grads ihrer Qualifizierung nicht einfach einen neuen Job ergreifen können: Die Kassiererin, die durch ein Terminal für Selbstzahler ersetzt wird – falls es diese dann noch gibt und wir nicht über eine Smartphone-App beim Verlassen des Geschäfts automatisch zahlen, wie Amazon es getestet hat –, wird voraussichtlich Schwierigkeiten haben, als Programmiererin noch einmal beruflich durchzustarten. Das Schlagwort vom lebenslangen Lernen wird sich nicht für jeden verwirklichen lassen.

Die Polarisierung der Arbeitswelt ist denn auch Schwerpunkt bei der Frage nach der Zukunft der Arbeit – einer kleiner Gruppe von hochqualifizierten und gut bezahlten Fachkräften könnte, so ein Szenario, eine zunehmend größere Anzahl von Menschen gegenüberstehen, die nur noch im Bereich der einfachen Dienstleistungen eine prekäre Beschäftigung finden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat mehrere Studien in Auftrag gegeben, in dem dieses Spannungsfeld zwischen technischer Innovation und sozialer Schieflage ausgelotet wird. Wird der Themenkomplex weiter ausdifferenziert, schließen sich verschiedene Fragen an: Sollten Berufe, in denen der Mensch unverzichtbar ist, aufgewertet werden? Wie ist mit der zusehends verschwimmenden Grenze zwischen abhängiger und selbstständiger Arbeit, zwischen Arbeit und Freizeit umzugehen? Sollte zugelassen werden, dass der Einzelne, der Arbeit in der digitalen Welt hat, einer umfassenden, da technisch problemlosen Leistungskontrolle unterworfen wird?

Die hier beispielhaft vorgestellten Studien zeigen vor allem, dass sich Politik und Gesellschaft noch in dem Stadium der Suche nach den richtigen Fragen befinden – niemand genau weiß, in welchem Ausmaß die Digitalisierung tatsächlich unsere Arbeitswelt und damit die Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten verändern wird.

Die Analysen sind in aufsteigender Chronologie sortiert.

 

Carl Benedikt Frey / Michael A. Osborne
The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerisation?
Oxford Matzin Scholl/ University of Oxford, September 2013

Das Schlusslicht bilden unter anderem Datatypisten, Telefonverkäufer und Uhrmacher: Für ihre Tätigkeiten besteht eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 99 Prozent, dass diese der Automatisierung zum Opfer fallen. Berufe im Gesundheitswesen und der Pflege dagegen werden aller Voraussicht nach erhalten bleiben – 702 Tätigkeiten, mit denen Menschen bislang ihr Geld verdienen, haben Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne auf ihr Automatisierungspotenzial hin geprüft und damit für Erschrecken gesorgt. Die Studie, die beispielhaft für die USA erstellt wurde, enthält keine Aussagen über Berufe, die im Zuge der Digitalisierung neu entstehen.

 

Holger Bonin / Terry Gregory / Ulrich Zierahn
Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland
Kurzexpertise Nr. 57, Endbericht an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, 14. April 2015

Die Autoren übertragen die Aussagen der Studie von Frey und Osborne über die sogenannte Automatisierungswahrscheinlichkeit der Berufe in den USA direkt auf die entsprechenden Berufe in Deutschland: „Demnach arbeiten derzeit 42 % der Beschäftigten in Deutschland in Berufen mit einer hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit.“ (I)

 

Wenke Apt / Marc Bovenschulte / Ernst A. Hartmann / Steffen Wischmann
Foresight-Studie „Digitale Arbeitswelt“
Erstellt für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Institut für Innovation und Technik, Februar 2016

Die Autoren problematisieren, dass mit der Digitalisierung schon länger zu beobachtende Entwicklungen – wie eine Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt – beschleunigt werden. Zugleich fehlt es ihrer Ansicht nach an einer Debatte darüber, wie aus der Digitalisierung vor allem positive Effekte gezogen werden könnten. In diesem Spannungsfeld werden die industrielle Produktion, die Medien- und die Dienstleistungsbranche untersucht, außerdem wird das Click- und Crowd-Working in den Blick genommen. Zu den Handlungsempfehlungen gehört die Aussage, dass die mit der Digitalisierung einhergehenden wirtschaftlichen und sozialen Risiken nicht auf den Einzelnen übertragen werden dürften.

 

Werner Eichhorst / Holger Hinte / Ulf Rinne / Verena Tobsch
Digitalisierung und Arbeitsmarkt: Aktuelle Entwicklungen und sozialpolitische Herausforderungen
Zeitschrift für Sozialreform, 2016, 62 (4), 383-409 / IZA-Standpunkt Nr. 85

„Die Digitalisierung der Arbeitswelt lässt sich als ein tiefgreifender Prozess der Durchdringung von Wertschöpfungs- und Dienstleistungsprozessen durch vor allem internetbasierte Technologien begreifen. Er führt unter anderem dazu, dass sich ganze Arbeitsfelder in Teilmodule zerlegen, automatisieren und flexibel miteinander vernetzen lassen. Auf diese Weise können sowohl lokale als auch weltumspannende Produktionsketten leichter zueinander kompatibel gemacht und somit weit effizienter organisiert werden; Routinen lassen sich in die Hand intelligenter Maschinen legen und auf diese Weise optimieren. An anderer Stelle schafft die Digitalisierung anspruchsvolle Aufgabenfelder der Prozesskontrolle, Koordination und kreativen Gestaltung.“ (3) Die Autor*innen prüfen die Folgen dieser Entwicklung im Zuge einer empirischen Bestandsaufnahme und erörtern potenzielle sozialpolitische Herausforderungen. So warnen sie vor verschwimmenden Grenzen zwischen abhängiger und selbstständiger Tätigkeit. Ein geeignetes sozialpolitisches Instrument wäre zum Beispiel „Ausweitung des Kreises der von der Sozialversicherung erfassten Erwerbsformen bzw. Personengruppen“ (15).

 

Marc Ingo Wolter / Anke Mönnig /Markus Hummel / Enzo Weber / Gerd Zika / Robert Helmrich / Tobias Maier / Caroline Neuber-Pohl
Wirtschaft 4.0 und die Folgen für Arbeitsmarkt und Ökonomie. Szenario-Rechnungen im Rahmen der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen
IAB-Forschungsbericht, 13/2016

„Mit diesem Forschungsbericht liegt die erste modellbasierte Wirkungsabschätzung einer Wirtschaft 4.0 auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft in Deutschland vor. D. h. es werden nicht nur Auswirkungen der Digitalisierung in der Industrie, sondern in der Gesamtwirtschaft betrachtet. In einer 5-stufigen Szenario-Analyse werden zunächst die Auswirkungen von erhöhten Investitionen in Ausrüstungen (1) und Bau für ein schnelles Internet (2) auf die Gesamtwirtschaft und den Arbeitsmarkt dargestellt. Darauf aufbauend modellieren wir die daraus folgenden Kosten- und Gewinnstrukturen der Unternehmen (3) und eine veränderte Nachfragestruktur nach Berufen und Qualifikationen (4). Darüber hinaus werden in einem weiteren Teil-Szenario Arbeitsmarkteffekte einer möglicherweise steigenden Nachfrage nach Gütern (5) in den Blick genommen. Die kumulativen Effekte der fünf Teil-Szenarien werden mit einem Referenz-Szenario, das keinen fortgeschrittenen Entwicklungspfad zu Wirtschaft 4.0 enthält, verglichen.

Im Ergebnis zeigt sich, dass eine Wirtschaft 4.0 den Strukturwandel hin zu mehr Dienstleistungen beschleunigen wird. Dabei sind Veränderungen im Charakter der Arbeitswelt zwischen Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus weitaus größer als die Veränderung der Anzahl der Erwerbstätigen insgesamt. Mit den Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt geht eine zunehmende Wertschöpfung einher, die nicht nur zu mehr volkswirtschaftlichen Gewinnen, sondern – aufgrund höherer Anforderungen an die Arbeitskräfte – auch zu höheren Lohnsummen führt. Die getroffenen Annahmen wirken zu Gunsten der ökonomischen Entwicklung. Das bedeutet aber auch, dass sich bei einer verzögerten oder gar verschleppten Umsetzung die Annahmen gegen den Wirtschaftsstandort Deutschlands wenden: Wir werden weniger exportieren und mehr ‚neue‘ Güter im Ausland nachfragen.“ (Zusammenfassung, 7)

 

Nicola Düll (Hrsg.)
Arbeitsmarkt 2030 – Digitalisierung der Arbeitswelt
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
Bielefeld, W. Bertelsmann Verlag 2016, Open Access

„Die Ergebnisse und Analysen der Fachexpertise ergänzen die dritte Hauptstudie ‚Arbeitsmarkt 2030 – Wirtschaft und Arbeitsmarkt im digitalen Zeitalter; Prognose 2016‘. In verschiedenen Einzelexpertisen untersuchen die Autoren die Einflüsse der Digitalisierung auf die Arbeitswelt unter ökonomischen, soziologischen und arbeitsorganisatorischen Aspekten. Außerdem geben sie einen Überblick über bereits angestoßene oder geplante Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung.“ (Klappentext) – Der Schwerpunkt liegt auf den technischen Potenzialen, insbesondere auf der Digitalisierung in Verwaltung, Öffentlichem Dienst und Industrie. Die soziologische Perspektive auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes wird eher knapp berücksichtigt.

 

Margard Ody / Steffen Viete / Michael F. Maier
Plattformbasierte Erwerbsarbeit: Stand der empirischen Forschung
Kurzexpertise im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
Institute of Labour Economics, Report Nr. 81, November 2017

„Zusammengefasst kommen die recherchierten Studien zu folgender inhaltlicher Beschreibung plattformbasierter Erwerbsarbeit. Ihr Umfang – gemessen an der Zahl der Personen, die Arbeits- und Dienstleistungen über mobile oder Online-Arbeitsmärkte anbieten – liegt in den USA bei weniger als einem Prozent der Erwerbsbevölkerung. Allerdings konstatieren die Studien auch recht einhellig hohe Wachstumsraten der Plattformökonomie. Zur Verbreitung plattformbasierter Erwerbsarbeit in europäischen Ländern bestehen nur wenige Zahlen. Eine aktuelle Studie für Deutschland beziffert den Anteil der Bevölkerung, der auf Online- oder mobilen Arbeitsmärkten erwerbstätig ist, auf rund ein halbes Prozent. Weitere Studien im europäischen Kontext weisen allerdings einen deutlichen höheren relativen Anteil des digitalen Arbeitsmarktes aus. Erwerbstätige in mobilen oder Online-Arbeitsmärkten sind vergleichsweise jung und besitzen ein vergleichsweise hohes Bildungsniveau. Der Anteil von Männern und Frauen schwankt über verschiedene Plattformen hinweg. Erwerbstätige auf Plattformen verfügen insgesamt über ein vergleichsweise geringes Haushaltseinkommen und der Anteil derer, die angeben, arbeitslos zu sein, beziffert sich auf Plattformen für einfache Tätigkeiten auf bis zu einem Drittel. Zusammengenommen sprechen die Ergebnisse dafür, dass sich die Gruppe der Erwerbstätigen, die plattformvermittelte Arbeits- oder Dienstleistungen anbieten, von der gesamten Erwerbsbevölkerung unterscheiden.“ (43)

 

Elke Ahlers
Forderungen der Betriebsräte für die Arbeitswelt 4.0
WSI Policy Brief Nr. 20, Februar 2018

„Um einen Betrieb fit für den digitalen Fortschritt zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen. Nötig sind laut Elke Ahlers unter anderem eine angemessene Personalausstattung, mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten und eine moderne betriebliche Gesundheitspolitik. Die WSI-Forscherin kann anhand von Ergebnissen der WSI-Betriebsrätebefragung nachweisen, dass es in dieser Hinsicht enorme Defizite in großen Teilen der Wirtschaft gibt. Den Daten zufolge, die auf Interviews mit mehr als 2000 Betriebsräten im Jahr 2016 beruhen, stehen Beschäftigte der Digitalisierung durchaus offen gegenüber: Zwei Fünftel der befragten Arbeitnehmervertreter verbinden die neuen Technologien mit positiven Auswirkungen. 38 Prozent sind der Meinung, dass Beschäftigte mehr Möglichkeiten haben, eigenverantwortlich zu arbeiten. Die Chancen, die der digitale Wandel im Hinblick auf Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet, bleiben allerdings zum Teil ungenutzt: Nur 13 Prozent der Betriebe erlauben ihren Beschäftigten, zu Hause zu arbeiten. Allenfalls im IT-Sektor scheint sich das Homeoffice durchzusetzen, ein allgemeiner Trend in diese Richtung sei aber nicht zu erkennen, so Ahlers. In manchen Branchen dominiert der Studie zufolge eine dezidiert kritische Sicht auf die Folgen der Digitalisierung. Bei den Banken und Versicherungen etwa befürchtet jeder dritte Betriebsrat negative Auswirkungen wie zunehmende Rationalisierung, Standardisierung und Leistungskontrolle. Tatsächlich seien weite Teile der digitalen Arbeitswelt bislang kaum reguliert und böten wenig Schutz vor Überwachung und Datenmissbrauch, warnt die Sozialwissenschaftlerin.“ (Pressemitteilung)

 

Melanie Arntz / Terry Gregory / Ulrich Zierahn
Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit: Makroökonomische Auswirkungen auf Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Löhne von morgen
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, 11. April 2018

Die Basis dieser Studie ist eine Betriebsbefragung, um den Stand der Digitalisierung der Arbeitswelt zu erfassen und die Gesamteffekte abschätzen zu können. Dabei zeigt sich, dass sich bisher nur jeder zweite Betrieb mit den Möglichkeiten der Digitalisierung beschäftigt hat – es sind vor allem diejenigen, die schon der Vergangenheit technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen waren. Insgesamt sei, so das Autorenteam, ein leicht positiver Effekt für die Gesamtbeschäftigung zu erwarten. Gleichzeitig sei aber eine wachsende Lohn- und Beschäftigungsungleichheit zu erwarten. In den Empfehlungen an die Politik wird auf die Förderung neuer Technologien und der Mobilität der Arbeiternehmer*innen sowie auf Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel abgehoben.

 

Katharina Dengler / Britta Matthes
Wenige Berufsbilder halten mit der Digitalisierung Schritt. Substituierbarkeitspotenziale von Berufen
IAB-Kurzbericht 4/2018

Die Entwicklung neuer Technologien hat deutlich an Fahrt aufgenommen. Berufliche Tätigkeiten, bei denen der Mensch bisher als nicht ersetzbar galt, könnten heute potenziell von Computern und computergesteuerten Maschinen erledigt werden. Gleichzeitig haben sich in einigen Berufen die Tätigkeitsprofile verändert und es sind neue Tätigkeiten oder Berufe hinzugekommen. Vor diesem Hintergrund berechnen Katharina Dengler und Britta Matthes den Anteil der potenziell ersetzbaren Tätigkeiten in den Berufen für das Jahr 2016 neu, vergleichen die Ergebnisse mit denen von 2013 und untersuchen, wie sich die potenzielle Betroffenheit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verändert hat.

 

Institute of Labour Economics
Neue Arbeitswelt: Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung
IZA Press, 6. März 2018

Der Beitrag bezieht sich auf die Studie „Arbeiten in Deutschland“, die Anfang 2017 vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und XING gestartet worden ist. Im Mittelpunkt steht unter anderem das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, was zunehmend Probleme bei der Messung der Arbeitszeit aufwerfe. Notwendig sei zudem eine grundsätzliche Debatte über die Definition von Arbeit: „Die Digitalisierung bewirke, dass selbständige Arbeit und abhängige Beschäftigung einander immer ähnlicher werden. Dadurch verliere der Arbeitnehmerschutz an Wirksamkeit und müsse an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Mit rückwärtsgewandten Forderungen wie etwa dem Verbot von E-Mails außerhalb der offiziellen Bürozeiten sei dem nicht beizukommen.“

 

Kerstin Jürgens im Interview
„Wir sollten nicht versuchen, mit den Maschinen mitzuhalten“
Böckler Impuls 8/2018

„Die unterschiedlichen Prognosen zeigen vor allem eines“, stellt Kerstin Jürgens, Soziologie-Professorin an der Universität Kassel, fest: „Die Effekte des technologischen Wandels sind nicht exakt kalkulierbar. Je höher das Tempo der Innovationen ist, desto schwieriger ist es, genau einzuschätzen, welche Tätigkeiten Robotik oder lernende Systeme übernehmen könnten. Und nicht zuletzt kommt es darauf an, für welchen Einsatz von Maschinen wir uns entscheiden.“ Es sei dabei keineswegs zu erwarten, dass nur beruflich gering qualifizierte Menschen von der Automatisierung betroffen sein werden. Jürgens plädiert dafür, dass in diesem sich verschiebenden Gefüge insbesondere die Berufe aufgewertet werden sollten, in denen der Mensch unverzichtbar ist.

 

Florian Butollo
Automatisierungsdividende und gesellschaftliche Teilhabe
Regierungsforschung.de (Universität Duisburg-Essen), 23. Mai 2018

Florian Butollo problematisiert die Digitalisierung der Arbeitswelt: Ein heterogenes Technologiebündel forciere einen Strukturwandel, mit dem die Ungleichheit vergrößert werde – den zuvor gesicherten und nun wegrationalisierten Arbeitsplätzen stünden vor allem neue Jobs im Bereich der einfachen Dienstleistungen mit schlecht bezahlten und prekär Beschäftigten gegenüber. Die Politik sei daher gefordert, sich den Fragen der Arbeitszeitverkürzung, der Umverteilung und der Aufwertung ganzer Berufsbereiche zu stellen.

 

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Vortrag

Carl Benedikt Frey
The Future of Work
New Work Experience, 6. April 2017


Dossier

IAB-Forum
Digitalisierung
herausgegeben vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung


Lektüre

Philipp Staab / Florian Butollo
Sündenbock Roboter. Hype und Hysterie um die Digitalisierung der Arbeitswelt
Le Monde diplomatique, 13. Februar 2020


Literatur-Fundus

(Arbeitender) Mensch und Gesellschaft in der digitalen Welt. Bücher und Kurzrezensionen im Überblick

Die Prognosen über eine Zukunft unter den Vorzeichen von Big Data sind meist dystopisch. Gewarnt wird vor einer unkontrollierten Datensammelwut zulasten der Freiheit des Bürgers sowie vor einer Aushöhlung des Sozialstaates, gefürchtet wird eine Entwicklung, an deren Ende der Einzelne eine in seinen Bedürfnissen und Rechten marginalisierte Existenz fristet. Allerdings scheint sich der Fokus langsam zu verschieben, weg von einem pauschalen Abgesang auf die demokratische Welt, wie wir sie kennen, hin zu der Frage, wie der digitale Wandel gestaltet werden soll und kann.
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