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Jörg Berning

Zwischen Kinderwunsch und Selektion. Die Behindertenverbände zur Präimplantationsdiagnostik (PID)

Marburg: Tectum Verlag 2011; 137 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8288-2579-6
Der Autor analysiert die Interessenvermittlung der deutschen Behindertenverbände am Beispiel der Präimplantationsdiagnostik (PID). Er fragt, wie sich die biomedizinischen und biotechnologischen Entwicklungen auf die politische Positionierung der Behindertenverbände auswirken. Im Zentrum seiner Untersuchung stehen die Außenstrategie und die Kommunikation der Position der Behindertenverbände, die in Bezug auf die Selektion durch die Pränataldiagnostik eine kritische Position einnehmen. Berning skizziert die Technik und normative Einbindung der PID. In Zusammenhang mit der strategischen Positionierung der Behindertenverbände hebt er die Konstitution eines formalen Netzwerkes hervor. Den deutlichsten Ausdruck der Institutionalisierung dieses Netzwerkes erkennt er in der Gründung des Institutes für Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW). Berning sieht die Rolle des IMEW vorrangig in der Bündelung der Interessen der weltanschaulich heterogenen Behindertenverbände. Dem IMEW schreibt er in diesem Kontext die Funktion einer Denkfabrik zu, die die verschiedenen ethischen Positionen aggregiere. Den politischen Einfluss des IMEW schätzt er allerdings als begrenzt ein, da das Institut zwar politische Stellungnahmen publiziere, aber nicht direkt auf Entscheidungsträger einwirke. Berning fragt darüber hinaus, ob die Behindertenverbände mit ihrer Positionsbildung zur PID an den medialen und somit auch an den öffentlichen Diskurs anknüpfen können. Er stellt anhand seiner Auswertung überregionaler Tageszeitungen fest, dass in den Medien häufiger über die normativen Rahmenbedingungen und die mit der PID verbundenen ethischen Fragestellungen berichtet werde als über die Technik als solche. Berning schließt deshalb auf ein großes journalistisches Interesse an den Positionen der Behindertenverbände, denen im öffentlichen Diskurs damit keineswegs die Position eines Außenseiters zukomme.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.343 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Jörg Berning: Zwischen Kinderwunsch und Selektion. Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33888-zwischen-kinderwunsch-und-selektion_40606, veröffentlicht am 30.06.2011. Buch-Nr.: 40606 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken