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Worldwatch Institute (Hrsg.)

Zur Lage der Welt 2012. Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2012 und die Architektur einer weltweiten grünen Politik. Aus dem Englischen von Kurt Beginnen, Annette Bus, Ina Goertz, Sandra Lustig, Thomas Pfeiffer, Kathrin Razum, Jochen Schimmang und Heinz Tophinke

München: oekom verlag 2012; 286 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-290-2
Rio 2012 – war da was? In der Tat waren auf der „Rio+20“ genannten UN-Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung genügend Themen auf der Tagesordnung, die nach wie vor einer weltpolitischen Lösung harren – von Hunger und Unterernährung angefangen, über globale Umweltverschmutzung und CO2-Emissionen beziehungsweise Klimapolitik bis hin zur Frage nach dem Umgang mit den in einem immer stärkeren Maße erschöpften Ressourcen. Bevölkerungswachstum, Krieg und Frieden, die Verbreitung von Atomwaffen oder die globale Flüchtlingsproblematik würden es bei dieser Aufzählung gar nicht einmal zwangsläufig unter die „Top 5“ schaffen. „Von einer ernstgemeinten Wende zur nachhaltigen Entwicklung“, so schreiben die Herausgeber zwanzig Jahre nach der Rio-Konferenz von 1992, „sind wir kurz vor dem großen Rio-Gipfel im Juni diesen Jahres noch weit entfernt. [...] Vielmehr stecken wir nachhaltig in der Krise und bewegen uns sehenden Auges auf den ökologischen Kollaps zu.“ (9) Die Tragik, die in diesen beiden Sätzen aufscheint, ist dreifacher Natur. Erstens wird deutlich, dass sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten – also innerhalb einer ganzen Generation – hinsichtlich des Schutzes und der Erhaltung unseres gemeinsamen Planeten kein substanzieller Fortschritt hat erzielen lassen. Zweitens passiert nichts, obwohl alle beteiligten Politiker, Staaten und Institutionen wissen können, dass etwas passieren muss. Und drittens ist der Weg zur Lösung der anstehenden Probleme auch nach dem Rio+20-Gipfel mitnichten kürzer geworden – eher im Gegenteil. Die Fronten etwa zwischen der westlichen Welt und den BRIC-Staaten haben sich wohl – etwa hinsichtlich der Frage von Verschmutzungsrechten oder wirtschaftlicher Entwicklung – eher weiter verhärtet. „Eine neue globale Solidarität muss greifen“ (51), so schreibt es Michael Renner schon fast trotzig in seinem – wie die anderen Beiträge des Bandes übrigens auch – sehr plastischen, gut verständlichen und mit reichlich Bild- und Datenmaterial unterfütterten Beitrag. Vielleicht – und das ist weniger zynisch als realistisch und eventuell etwas resigniert gemeint – wäre es an der Zeit für die Erkenntnis, dass sich diese Menschheit nicht in die Lage zu versetzen vermag, nachhaltige Problemlösungen in globalem Maßstab zu implementieren. Das scheint angesichts der gegenwärtigen Entwicklung zumindest ehrlich.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 4.3 | 4.44 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Worldwatch Institute (Hrsg.): Zur Lage der Welt 2012. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35257-zur-lage-der-welt-2012_42457, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 42457 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken