Mit dem Sammelband wird der Ideenhistoriker und Philosoph Henning Ottmann als akademischer Lehrer geehrt, darüber hinaus ist er in seiner Konzeption dessen mehrbändiger „Geschichte des politischen Denkens“ (siehe Buch‑Nr. 8859) verbunden. Mit seinem Überblick über das politische Denken von der Antike bis zur Gegenwart hatte Ottmann den methodischen Anspruch verknüpft, Ideen‑ und Philosophiegeschichte als politisches Denken abzubilden, als „Vermächtnis“ und „Schlüssel“ (Einleitung, 2) auch zum Verständnis der Gegenwart. Neben den Ideen spürt jenes politische Denken nach Begriffen, Metaphern, Narrationen, Mythen und Ideologien, um Politik und auch die Politikwissenschaft als Teil einer sozialen Welt (und eines Fächerkanons) zu verstehen, um zu deren hermeneutischer Erschließung insgesamt beizutragen. Dirk Lüddecke und Felicia Englmann verpflichten sich diesem Postulat von historischer Tiefe, Materialität und analytischer Weite. Sie greifen exemplarische Studien auf, die von jenem Arbeitsprogramm Zeugnis ablegen: Sei dies in der Spurensuche nach den Begriffen des Bürgers und der Zivilgesellschaft oder in autor‑ beziehungsweise werkzentrierten Perspektiven als exemplarische Fallstudien. Die Vielfalt des Materials lässt sich anhand von Reiseberichten, Notizheften, aber auch in elektronischen Vermerken und Stichworten belegen. In der Vielfalt und Weite von „Denkweisen“ keine Grenzen zu setzen, sondern den Horizont des (politischen) Denkens immer weiter zu stecken, ist der Wert der lose verbundenen elf Beiträge. In diesem Sinne wird das Lesen als Expedition verstanden. Dem Band fehlt dabei jedoch eine eigene methodische Vertiefung in die Geschichte des politischen Denkens, die die Stichworte Ottmanns aufnimmt und weiterführt.