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Florian Strasser

Zivilgesellschaftliche Einflüsse auf die Orange Revolution. Die gewaltlose Massenbewegung und die ukrainische Wahlkrise 2004. Mit einem Vorwort von Egbert Jahn

Stuttgart: ibidem-Verlag 2006 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 29); 197 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89821-648-7
Das Phänomen des erfolgreichen ukrainischen Massenprotests gegen Wahlfälschung und für einen Machtwechsel steht im Vordergrund dieser aktuellen politischen Analyse. Auf der Basis von qualifizierten Interviews mit Akteuren der Proteste und ukrainischen Experten versucht Strasser ein differenziertes Bild der Ereignisse, die zum Machtwechsel im Winter 2004 führten, zu zeichnen. Dabei zeigt er die demokratisch defizitären Strukturen des Ancien Regime auf und setzt diese in Bezug zur postkommunistischen Vorgeschichte. Die detaillierte Schilderung der Ereignisse erfolgt vor allem unter der Fragestellung nach dem Verhältnis von Spontaneität und Organisation der Massenbewegung sowie nach den Bedingungen für das Vermeiden von Gewalt. In diesem Zusammenhang wird aber auch relativiert, dass genaue Kenntnisse über die inneren Vorgänge des Regierungs- und Gewaltapparates gerade in Bezug auf den Gewaltverzicht bis heute beschränkt sind. Des Weiteren wird in dem Beitrag deutlich, dass die gewaltlose Massenbewegung nicht direkt den Machtwechsel erzwang, sondern die letztendliche institutionelle Form des Machtwechsels förderte, die in zähen Verhandlungen gefunden wurde. Die Orangene Revolution könne nicht nur im Kontext der Massenbewegung auf den Straßen von Kiew analysiert werden, sondern müsse im Zusammenhang mit der seit 2000 andauernden Legitimationskrise gedeutet werden. Im letzten Teil widmet sich Strasser vor allem den unterschiedlichen Theorien über die Finanzierungsquellen und die Rolle der internationalen Akteure, die in der Vergangenheit immer wieder im Fokus populistischer ukrainischer Politik standen. Dabei resümiert er, dass die westliche Demokratieförderung im Wesentlichen die technischen und personellen Strukturen schaffte, um die Bedingungen für faire und freie Wahlen herzustellen, eine direkte Einflussnahme aber unrealistisch erscheine.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Florian Strasser: Zivilgesellschaftliche Einflüsse auf die Orange Revolution. Stuttgart: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26304-zivilgesellschaftliche-einfluesse-auf-die-orange-revolution_30636, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30636 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken