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Gerhard Wegner (Hrsg.)

Wohlstand, Wachstum, Gutes Leben. Wege zu einer Transformation der Ökonomie

Marburg: Metropolis-Verlag 2013; 190 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-7316-1037-3
Zweifel an einem rein wachstumsorientierten Wirtschaftsmodell gibt es nicht erst, seitdem der Club of Rome die „Grenzen des Wachstums“ aufgezeigt hat. Doch gegenwärtig nimmt die wissenschaftliche Literatur, die warnt und Alternativen aufzeigt, erkennbar zu (siehe etwa Buch‑Nr. 42280, 44855). Dazu zählt auch dieser Sammelband, in dessen Einleitung Herausgeber Gerhard Wegner eines der größten Hindernisse für eine Neuausrichtung des Wirtschaftssystems herausstellt: das Paradoxon, dass „ein wirklich durchgreifender Umbau des Wirtschafts‑ und Gesellschaftssystems mit dem Ziel der Reduktion des CO2‑Ausstoßes bis 2030 mit dermaßen hohen Kosten verbunden ist, dass es sich ohne eine erhebliche Wachstumsdynamik der modernen Wirtschaft überhaupt nicht erreichen lässt“ (17). Diesen Faden nimmt Andreas Mayert auf und fragt: „Ist Wachstumsbegrenzung eine sinnvolle Strategie, zukünftigen Herausforderungen zu begegnen?“ (89 f.) Er steht der Betrachtung einer künstlichen Wachstumsbegrenzung als „Allheilmittel für wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen“ (91) skeptisch gegenüber und untersucht daher, ob sich überhaupt gesicherte Aussagen über die negativen Folgen des Wachstums treffen lassen. Anschließend erörtert Mayert sorgfältig die politische Durchsetzbarkeit einer Wachstumsbegrenzung auf nationaler und internationaler Ebene und erläutert dabei – für den begrenzten Rahmen bemerkenswert detailliert –die zu erwartenden Hindernisse und Bedingungen. Er zieht das Fazit, dass „artifizielle Wachstumsbegrenzung begründbar und mithilfe intergenerationaler Umverteilung auch durchsetzbar wäre – wenn […] die Welt ein einzelner Staat mit regional ähnlicher ökonomischer Entwicklung wäre“ (121). Auch Michael Müller vertritt die Meinung, dass es mit einer bloßen Wachstumsbremse nicht getan ist. Er legt dar, warum eine zweite große Transformation vonnöten ist, um gegenwärtigen und zukünftigen Krisen zu begegnen, und beklagt, dass die großen Zusammenhänge außer Acht gelassen werden: „Weil es keine durchdachte Politik zur sozialökologischen Transformation gibt, kommt in Deutschland auch die Energiewende nicht voran. […] Die Debatte wird reduziert auf den Strombereich und dort auf das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). […] Eine Energiewende erfordert aber neue Strukturen, vornehmlich den Umbau des Energiesystems in Richtung auf Dezentralität und Energiedienstleistungen, und sie stellt in aller Schärfe Verteilungs‑ und Gerechtigkeitsfragen.“ (62 f.)
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.25.444.434.45 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Gerhard Wegner (Hrsg.): Wohlstand, Wachstum, Gutes Leben. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36961-wohlstand-wachstum-gutes-leben_45202, veröffentlicht am 10.04.2014. Buch-Nr.: 45202 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken