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Frank Bandau

Wohlfahrtsstaatliche Strukturen und Parteieneffekte. Eine vergleichende Analyse sozialpolitischer Konfliktmuster in Großbritannien, Schweden und Deutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Vergleichende Analyse politischer Systeme 7); 378 S.; 74,- €; ISBN 978-3-8487-2367-6
Politikwiss. Diss. Bamberg; Begutachtung: R. Zohlnhöfer, R. Münch. – Die Wechselwirkung zwischen den wohlfahrtsstaatlichen Strukturen und den sie prägenden politischen Parteien liegt im Grunde genommen auf der Hand. Parteien präsentieren sich über ihre Programme und wollen schlicht gewählt werden. Spannend wird es, wenn es um die Formulierung – und die spätere Umsetzung – dieser Programme geht. Eben hier lässt sich die Studie von Frank Bandau, zurzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bamberg, einordnen. Sein Interesse rekurriert auf die Effekte, die sich den nur vermeintlich eindeutig bestimmten Parteihaltungen in den ausgewählten Ländern zuordnen lassen. So gilt es als ausgemacht, dass sozialdemokratische Parteien eher staatszentriert agieren, während konservative Gruppierungen eher utilitaristisch beziehungsweise traditionsorientiert argumentieren. Ein Großteil der von Bandau reflektierten Literatur folgt dieser Einordnung. Von daher steht die sogenannte Parteiendifferenzhypothese im Raum, die Bandau unter anderem mit den Arbeiten von Douglas Hibbs belegt. Für Hibbs resultieren die Unterschiede zwischen den Parteien aus gesellschaftlichen Klassenkonflikten. Für Edmund Burke, der in der interessanten Studie von Bandau leider fehlt, sind es dagegen die unterschiedlichen Werthaltungen der Parteien, die in den Blick genommen werden müssen. Zu dem sich hier zeigenden Spannungsfeld kann Bandau folgerichtig keine Aussage machen, obwohl die Sozialsysteme Schwedens (S), Großbritanniens (GB) und auch Deutschlands (D) durch die differente Gewichtung von protestantischer Sozialethik (D, S und GB) und katholischer Soziallehre (D) geprägt sind. Stattdessen beschränkt sich Bandau in seiner flüssig geschriebenen Studie auf das Modell von Gøsta Esping‑Andersen, um seine Forschungsfrage mit Anleihen aus der Spieltheorie zu belegen. Die starke Durchdringung der sozial‑ und wohlfahrtsstaatlichen Institutionen mit den zu beobachtenden parteipolitischen Positionen lässt sich im Übrigen mit einer strategischen Personalpolitik der Parteien erklären, welche zumindest langfristig die Besetzung von Schlüsselpositionen anstreben. Hierzu hätte man gerne mehr erfahren.
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Rubrizierung: 2.222.612.2622.3422.331 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Frank Bandau: Wohlfahrtsstaatliche Strukturen und Parteieneffekte. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39264-wohlfahrtsstaatliche-strukturen-und-parteieneffekte_47845, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47845 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken