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Christina Klenner / Simone Leiber (Hrsg.)

Wohlfahrtsstaaten und Geschlechterungleichheit in Mittel- und Osteuropa. Kontinuität und postsozialistische Transformation in den EU-Mitgliedsstaaten

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (VS Research); 394 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-531-16135-8
Im Mittelpunkt stehen die wohlfahrtsstaatlichen Modifikationen in den mittel- und osteuropäischen (MOE) EU-Mitgliedsländern nach dem Systemumbruch von 1989/1990 sowie die Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen und die Wechselwirkungen zwischen beiden Entwicklungen. Der Band zeichnet sich durch eine leserfreundliche Dreigliederung aus, wobei der erste Teil Beiträge zu theoretischen Aspekten und dem Stand der Wohlfahrtsstaats- und Genderforschung und deren vorherrschenden Typologien enthält. Damit ist das sich auf Mittel- und Osteuropa konzentrierende Buch anschlussfähig an die etablierte „westliche“ Wohlfahrtsstaatsforschung. Die Autoren der Aufsätze des ersten Teils kommen zu dem einhelligen Ergebnis, dass sich in den MOE-Ländern kein einheitlicher eigener Wohlfahrtsstaatstypus herausgebildet hat. Vielmehr ist von Mischtypen zu sprechen, die mitunter Elemente der westlichen Wohlfahrtsstaaten aufweisen. Die Autoren der Texte des zweiten Teils nehmen eine vergleichende Perspektive ein und fragen nach dem Wandel der Geschlechterverhältnisse in den verschiedenen Ländern, ausgehend vom Zweiverdienermodell während der sozialistischen Zeit, und möglichen Einflussfaktoren. Der Schwerpunkt des dritten Teils liegt auf Reformen in einzelnen sozialstaatlichen Bereichen (z. B. Alterssicherung, Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarktpolitik) und deren geschlechterspezifischen Folgen. So spricht z. B. Müller von einer drohenden „Feminisierung der Altersarmut“ (285), da bei den Rentenreformen bisher meist die Geschlechterperspektive vernachlässigt wurde. Diskontinuierliche Erwerbsverläufe sowie niedrigere Löhne von Frauen als auch geringer bewertete Kindererziehungszeiten tragen zu niedrigeren Rentenleistungen für Frauen bei. Die überarbeiteten und teilweise erweiterten Beiträge des Bandes beruhen auf der im Oktober 2006 vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung und vom DGB-Bildungswerk durchgeführten internationalen Tagung „Wohlfahrtsstaaten in Mittel- und Osteuropa: Sozialpolitik und Geschlechterverhältnisse im Transformationsprozess“.
Petra Häfner (PH)
M. A. Soziologin, Doktorandin am Max-Weber-Kolleg, Erfurt.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.27 | 2.262 | 3.5 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Petra Häfner, Rezension zu: Christina Klenner / Simone Leiber (Hrsg.): Wohlfahrtsstaaten und Geschlechterungleichheit in Mittel- und Osteuropa. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30074-wohlfahrtsstaaten-und-geschlechterungleichheit-in-mittel--und-osteuropa_35651, veröffentlicht am 15.09.2009. Buch-Nr.: 35651 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken