Wohlfahrtsstaaten in Mittel- und Osteuropa. Entwicklungen, Reformen und Perspektiven im Kontext der europäischen Integration
Die Autoren untersuchen die Entwicklung – samt Krisen, Reformen und Zukunftsperspektiven – der sozialen Sicherungssysteme in den zehn mittel- und osteuropäischen EU-Staaten seit dem Systemumbruch von 1989. Ihre umfangreichen empirischen Analysen sind in Länder- und Sektorenanalysen untergliedert, wobei Letztere die Bereiche Alterssicherung, Gesundheitsversorgung, Arbeitslosenversicherung und aktive Arbeitsmarktpolitik sowie Armut und soziale Ausgrenzung umfassen. Insgesamt werden zwar alle zehn Länder sehr informativ, aber leider nicht gleichermaßen berücksichtigt. Um die untersuchten Veränderungen zu erklären und zu kontextualisieren, greifen die Autoren auf relevante Theorien des Wohlfahrtsstaates (Funktionalismus, Machtressourcenansatz, Historischer Institutionalismus, Diffusionstheorie) bzw. auf bekannte Wohlfahrtsstaatstypologien (z. B. Esping-Andersen) zurück. Damit wird das Buch anschlussfähig an die gängigen Debatten der Wohlfahrtsstaatsforschung. Allerdings kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Erklärungskraft der genannten Theorien bezogen auf die mittel- und osteuropäischen Länder begrenzt ist. Ebenso wenig lassen sich die neuen EU-Staaten unter die bekannten westlichen Wohlfahrtsstaatstypen oder einen eigenen Typus subsumieren. Abschließend wird das sogenannte Korridor-Modell entwickelt, das zu einer effektiveren Regulierung auf europäischer Ebene gegen einen allgemeinen Sozialabbau beitragen soll. Durch die übersichtliche Gliederung, begriffsklärende Hinweise im laufenden Text sowie ein Glossar ist das Werk sehr gut lesbar, für Einsteiger oder Fachfremde leicht zugänglich und darüber hinaus als Nachschlagewerk nutzbar. Bei dem Buch handelt es sich um das Ergebnis eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojektes. Die Autoren kommen zumeist aus dem Kontext verschiedener, durch die Stiftung geförderter Graduiertenkollegs an der Universität Osnabrück.