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Holm Tetens

Wissenschaftstheorie. Eine Einführung

München: C. H. Beck 2013 (C. H. Beck Wissen in der Beck'schen Reihe 2808); 126 S.; 8,95 €; ISBN 978-3-406-65331-5
In dieser Einführung soll erläutert werden, „was Wissenschaft ausmacht, was sie zu leisten imstande ist und was nicht“ (7). Die Fragen auf knapp hundert Textseiten klären zu wollen, erscheint überaus ambitioniert. Wohl auch darum entschuldigt sich der Autor bereits im Vorwort, er werde ein „breiteres Nichtfachpublikum“ (7) nicht erreichen können. Wer sonst greift aber zu einer kompakten Einführung, wenn nicht jemand, der sich Neuland erschließen will? Die Monografie – untergliedert in 16 handliche Kapitel, die eine Tour d’Horizon von Grundkategorien wissenschaftlichen Arbeitens (Modelle, Theorien etc.) über historische Ausführungen bis hin zu Wissenschaftstypologien darstellt – weist eine enorme Informationsdichte auf. Allerdings gleitet Holm Tetens von Zeit zu Zeit in unpräzise Abstraktionen ab. Beispielsweise führt er zu Beginn aus, eine Idee sei ein Ideal, das von Dingen in der Welt besser oder schlechter erfüllt werde „und an dem man sie misst und bewertet“ (17). Diese Definition trifft nun auf vieles zu, etwa auch auf Werte, Normen und Idealtypen. Solche Ungenauigkeiten wiegen bei einer konzisen Einführung schwerer als bei einer erschöpfenden Gesamtdarstellung. Dass aufgrund des begrenzten Raumes, für den wohl weniger der Autor als der Verlag verantwortlich zeichnen dürfte, vieles aus dem wissenschaftlichen „Handwerkskasten“ fehlen muss, ist offenkundig. Erläuterungen zu einem Kriterium wissenschaftlichen Fortschritts etwa, zu konkurrierenden Erkenntnis‑ und Wahrheitstheorien oder zum Vorteil der Wissenschaft gegenüber Alltagswissen sucht der Leser vergeblich. Die Monografie eignet sich für den, der etwas über Tetens‘ Standpunkte erfahren will, so über die von ihm herausgearbeiteten wissenschaftlichen Ideale (Wahrheit, Begründung, Erklärung und Verstehen, Intersubjektivität, Selbstreflexion) und seine – nicht recht überzeugende – Unterteilung wissenschaftlicher Disziplinen. Wenngleich der Autor vielfach instruktive Perspektiven erschließt – es bleiben durchweg die eigenen. Diese Einseitigkeit und der Anspruch, eine metawissenschaftliche Einführung vorlegen zu wollen, rufen einen gewissen Widerspruch hervor.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Holm Tetens: Wissenschaftstheorie. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36536-wissenschaftstheorie_44709, veröffentlicht am 19.12.2013. Buch-Nr.: 44709 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken