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Peter Weingart / Patricia Schulz (Hrsg.)

Wissen – Nachricht – Sensation. Zur Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2014; 421 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-942393-80-5
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ist so komplex wie spannungsreich. So steht etwa einerseits die Unabhängigkeit der Forschung und Lehre als demokratischer Grundsatz fest, andererseits gibt es spezifischen Druck seitens der Öffentlichkeit auf das wissenschaftliche Teilsystem der Gesellschaft, sich zu legitimieren. Als Vermittler fungieren die Medien, die wiederum selbst besonderen Konfliktdynamiken unterliegen. Um diesen komplexen Wechselwirkungen auf den Grund zu gehen, werden in diesem Band erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Zum Verhältnis von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien“ versammelt. Sichtbar wird eine Parallelität der Entwicklung von Medien‑ und Wissenschaftssystem, die dem steigenden ökonomischen Druck auf beide Bereiche entspringt (Martina Franzen). Erzeugt werden dabei auch bestimmte Selektionsmechanismen der Sichtbarkeit von Wissenschaft, die dem Neutralitätsgebot zum Teil entgegenstehen (Simone Röder). Diesen ökonomischen Rahmenbedingungen, in denen sich sowohl die Wissenschaft als auch die Medien entwickeln, gehen auch Mike Schäfer – mit einem Fokus auf die Beeinflussung von Forschungsergebnissen – und Gabriele Siegert nach, die aus der Logik des Medienmarktes Konsequenzen für die Wissenschaftskommunikation zieht. Das schwierige Verhältnis wird an konkreten Beispielen belegt. Dazu zählt die Debatte Mitte der 1980er‑Jahre über das Waldsterben, wobei vor allem die abweichenden wissenschaftlichen Befunde eine lineare Kommunikation erschwerten (Birgit Metzger/Roland Wagner). Wesentlich aktueller ist die Analyse, wie der Klimawandel in den Medien aufgearbeitet wird und welche Konsequenzen diese Medialisierung für die wissenschaftliche Debatte an sich hat (Patricia Schulz). Auf der Grundlage dieser Befunde wagen sich die Autor_innen an eine Perspektive für eine zukünftige Auslotung des Verhältnisses. So bewertet Christoph Neuberger den Wandel der Wissenschaftsöffentlichkeit durch das Internet im Allgemeinen und Social Media im Besonderen als grundsätzlich positiv, während Peter Weingart et al. darauf verweisen, dass die demokratische Kontrollfunktion der Medien gegenüber der Wissenschaft gerade dann korrumpiert werde, wenn „die Prozesse der Medialisierung und der Ökonomisierung, die auch die Wissenschaft betreffen, deren interne Mechanismen der Qualitätssicherung bedrohen“ (411).
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.22.222.333 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Peter Weingart / Patricia Schulz (Hrsg.): Wissen – Nachricht – Sensation. Weilerswist: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37525-wissen--nachricht--sensation_46023, veröffentlicht am 11.09.2014. Buch-Nr.: 46023 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken