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Andreas Bachmeier

Wirtschaftspopulismus. Die Instrumentalisierung von Arbeitslosigkeit in Wahlkämpfen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006; 173 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-531-15160-1
Diss. Göttingen; Gutachter: P. Lösche. – Bachmeier vertritt die These, dass die deutschen Volksparteien in ihren Wahlkämpfen wirtschaftspopulistisch agieren. Diese belegt er am Beispiel des Umgangs mit dem Thema Arbeitslosigkeit. Dabei konzentriert er sich auf eine Analyse der kommunikativen Wirkungszusammenhänge (Einbeziehung in Wahlkampfstrategien, Berücksichtigung der Medienlogik, Darstellung der Fakten und Vermittlung von Lösungsvorschlägen). Den empirischen Nachweis seiner These führt der Autor anhand von Gesprächen mit Journalisten, Wahlkampfmanagern und Politikern sowie anhand der Auswertung von Presseberichten und Wahlkampf-Material; als Fallbeispiele dienen ihm die Bundestagswahlkämpfe 1994, 1998 und 2002. „Die Politik ist darauf ausgerichtet, klar kommunizierbare Daten auf den Wahlkampf hin zu optimieren, unabhängig von Sinn und Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen“ (14). Das Bemühen um Zustimmung besitze einen höheren Stellenwert als der Versuch der Vermittlung realistischer Lösungsansätze – was freilich für Wahlkämpfe wenig überraschend ist. Dasselbe gilt für sein Fazit, Wirtschaftspopulismus führe immer zu einem Zustand reformerischen Stillstands und damit zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtlage. Aufschlussreicher ist Bachmeiers Feststellung, Regierung und Opposition würden wahlweise Veränderungskompetenz hinsichtlich der Arbeitslosigkeit suggerieren oder abstreiten. Hier hätte dem recht kompakten Werk eine politökonomische Vertiefung oder ein wirtschaftstheoretischer Exkurs hinsichtlich der arbeitsmarktpolitischen Einflussmöglichkeiten von Regierungen gut getan. Das wesentliche Verdienst der Arbeit ist die exemplarische, gut geschriebene Darstellung der Tatsache, dass Politiker gesellschaftliche oder wirtschaftliche Probleme zur Inszenierung von Handlungsfähigkeit nutzen, sich dabei der Medien bedienen und adäquate Lösungen häufig unter einem Zumutbarkeitsvorbehalt stehen.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.332 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Andreas Bachmeier: Wirtschaftspopulismus. Wiesbaden: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27080-wirtschaftspopulismus_31614, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31614 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken