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Tobias Haberl

Wie ich mal rot wurde. Mein Jahr in der Linkspartei

München: Luchterhand 2011; 253 S.; brosch., 14,99 €; ISBN 978-3-630-87352-7
Anderthalb Jahre Mitgliedschaft in der Partei DIE LINKE. – Warum entschließt sich ein Bürgersohn aus konservativem Elternhaus zur teilnehmenden Beobachtung, quasi aus seiner Sicht zu etwas wie Binnenethnologie? Da sind zum einen die Klischees, die er teilte, die ihn aber auch störten. „Die Medien haben die Linkspartei in eine Schublade gesteckt und den Schlüssel weggeworfen“ (29), zum anderen aber auch, dass er und seine Freunde mit ihrer Art zu leben auf der Stelle traten. Herausgekommen ist ein witzig geschriebenes Buch der Selbstvergewisserung, in dem man auch einiges über die Partei erfährt. Aber so sehr Haberl auch mitmacht, die Distanz bleibt, „es ist die Haltung dem Leben gegenüber, die uns trennt: Meine ist spielerisch, ihre ist ernsthaft. Meine zynisch, ihre idealistisch. Sie sind überzeugt von Idealen, ich von gar nichts.“ (241) Für ihn ist z. B. die NATO „aus der Mode gekommen“, für sie sei sie eine „‚Mordsmaschine’, die unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe völkerrechtswidrige Kriege führe“ (119). Ein LINKER ist er nicht geworden, aber er hat „Vorurteile abgebaut, vielleicht nicht der Partei, aber ihren Mitgliedern gegenüber, was wahrscheinlich dasselbe ist“ (247). Und diesen Mitgliedern und auch manchen Funktionären widmet er manch empathisch beschriebene Porträts. Der 1975 in Bayern geborene Autor arbeitet für das Magazin der Süddeutschen Zeitung.
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Tobias Haberl: Wie ich mal rot wurde. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33685-wie-ich-mal-rot-wurde_40344, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 40344 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken