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Michael Ploetz

Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlor. Von der Nachrüstung zum Mauerfall

Berlin: Propyläen Verlag 2000; 456 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-549-05828-4
Der Autor, Mitarbeiter des Forschungsverbundes SED-Staat, führt den Leser mit dem Titel des Buches erst einmal in die Irre. Denn er hat nur bedingt die Gründe dafür untersucht, warum die Sowjetunion im Ost-West-Konflikt letztlich unterlag und welche weltpolitischen Prozesse damit in der Umbruchphase der sowjetischen Politik zwischen 1985 und 1990 verbunden waren. Sein Hauptuntersuchungsgegenstand ist die sowjetische Perzeption der Systemauseinandersetzung während der Ära des so genannten Zweiten Kalten Krieges, die sich von der sowjetischen Besetzung Afghanistans im Dezember 1979 bis zum Amtsantritt Michail Gorbatschows im März 1985 erstreckte. Damit erfasst der Autor im Wesentlichen die Vorgeschichte der Beendigung des Kalten Krieges, jedoch nicht sein Endstadium. Den bedeutsamsten Faktor für die innersowjetischen Verschiebungen, die diesen Epochenwechsel ermöglichten, den er indirekt, d. h. aus den außenpolitischen Akten der DDR, rekonstruiert, sieht Ploetz vor allem in der Politik der USA und der NATO. Diese hätten mit der Nachrüstung von Mittelstreckenraketen, den Plänen zum Aufbau einer weltraumgestützten Raketenabwehr und der Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Sowjetunion die Sinnlosigkeit eines Versuches vor Augen geführt, rüstungspolitisch mit dem Westen mitzuhalten. Stattdessen habe sich die Sowjetunion darauf verlegen müssen, die Auseinandersetzung mit dem Westen propagandistisch zu führen. Moskau betrachtete daher die innerdeutschen Debatten um die Nachrüstung mit Wohlwollen und sah vor allem in der Friedensbewegung, aber auch in der SPD, potenzielle Verbündete. Inhaltsübersicht: Die sowjetische Militärstrategie im Zweiten Kalten Krieg; Die Kriegshysterie in der UdSSR; Strategie und Taktik des Friedenskampfes; Die westlichen Friedensbewegungen; Die SPD und der Friedenskampf; Der Zerfall des Bündnisses DDR-UdSSR; Kommunistische Götterdämmerung.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.1 | 2.62 | 4.41 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Michael Ploetz: Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlor. Berlin: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/8742-wie-die-sowjetunion-den-kalten-krieg-verlor_14822, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14822 Rezension drucken