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Wie den radikalisierten Jugendlichen begegnen? Kommentierte Auswahl von Handreichungen zur Prävention

02.01.2017
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Michael Rohschürmann

PKW Frauen im GepckIn den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl an Initiativen und Projekten entstanden, die sich mit der Präventionsarbeit beschäftigen, sei es auf kommunaler Ebene, im Rahmen von religiösen Vereinigungen oder anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Dabei werden unter anderem verschiedene Vorschläge und Empfehlungen umgesetzt, die von Forschungseinrichtungen und politischen Stiftungen erarbeitet wurden. Eine Auswahl solcher Handreichungen und Literatur über einzelne Phänomene wie zum Beispiel die Online-Radikalisierung wird im Folgenden vorgestellt. Die Beiträge sind in absteigender chronologischer Reihenfolge sortiert.

 

 

Daveed Gartenstein-Ross / Nathaniel Barr: The Myth of Lone-Wolf Terrorism. The Attacks in Europe and Digital Extremism, Foreign Affairs, 26. Juli 2016

Vor dem Hintergrund von Online-Radikalisierung und Homegrown Terrorism interessant, beleuchten Daveed Gartenstein-Ross und Nathaniel Barr die digitale Vernetzung im salafistisch-dschihadistischen Milieu. Dabei gehen sie der Frage nach, wie einsam – zumindest in der digitalen Welt – ein „Lone Wolf“ wirklich ist und welche Rolle das Unterstützernetzwerk (hier verstanden als moralische Unterstützung) hat.

https://www.foreignaffairs.com/articles/western-europe/2016-07-26/myth-lone-wolf-terrorism


Bundeszentrale für politische Bildung: Infodienst Radikalisierungsprävention

Der Infodienst bietet praxisorientierte Informationen zum Umgang mit Salafismus. Zu den veröffentlichten Materialien zählt ein Artikel von Silke Baer über die explizite Anwerbung von Frauen und Mädchen durch den sogenannten Islamischen Staat. Die Autorin betont, dass dieser Aspekt der Radikalisierung nicht vernachlässigt werden darf, da Frauen – wenn auch weniger in direkte Gewalttaten verwickelt – einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung und Festigung radikaler Ideologien leisten können.

Silke Baer: Mädchen im Blick. Gender-reflektierte Präventionsarbeit, Budneszentrale für politsiche Bildung, 20. Juli 2016.

http://www.bpb.de/politik/extremismus/radikalisierungspraevention/231380/gender-reflektierte-praeventionsarbeit


Aladin El-Mafaalani / Alma Fathi / Ahmad Mansour / Jochen Müller / Götz Nordbruch / Julian Waleciak: Ansätze und Erfahrungen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit, HSFK-Report Nr. 6/2016 (HSFK-Reportreihe „Salafismus in Deutschland“, hrsg. von Janusz Biene, Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Harald Müller).

Die Publikation der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung trennt dankenswerterweise die Begriffe „Prävention“ und „Deradikalisierung“ voneinander, die häufig synonym Verwendung finden und damit die unterschiedlichen Voraussetzungen und Gegenstrategien verwischen. Darüber hinaus leiten die Autor*innen ebenfalls Handlungsempfehlungen ab. Dazu zählen sie eine „flächendeckende Demokratiepädagogik“, die unabhängig von Religion und Herkunft auf Jugendliche zugeschnitten sein soll, die Schaffung „wirkungsvoller Gegennarrative“ und ihre Verbreitung im Internet sowie die kontinuierliche „wissenschaftliche Evaluierung“ dieser Maßnahmen.

https://www.hsfk.de/fileadmin/HSFK/hsfk_publikationen/report_062016.pdf


Miryam Eser Davolio et al.: Hintergründe jihadistischer Radikalisierung in der Schweiz. Eine explorative Studie mit Empfehlungen für Prävention und Intervention, September 2015

In ihrer explorativen Studie geben Miryam Eser Davolio et al. auf die Schweiz ausgerichtete Empfehlungen für die Prävention und Intervention im Sinne einer De-Radikalisierung. So schlagen sie Partnerschaften zwischen Staatsschutz, Justizbehörden, Jugendarbeit, politischen und religiösen Gruppierungen sowie verschiedenen gemeindebasierten NGOs vor, die jedoch vorher genau zu evaluieren wären – und genau diese Evaluierungen fehlen bisher.

http://www.albinfo.ch/wp-content/uploads/2015/09/schlussbericht-jihadismus-de.pdf


Dietmar Molthagen (Hrsg.): Handlungsempfehlungen zur Auseinandersetzung mit islamistischem Extremismus und Islamfeindlichkeit. Arbeitsergebnisse eines Expertengremiums der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin, 2015

Der Sammelband vereint eine ganze Reihe von Empfehlungen, die unterteilt sind in jene an Politik und Verwaltung sowie an muslimische Gemeinden selbst. Aus dem Blickwinkel der Verwaltung sind hier vor allem die rechtliche Anerkennung sowie ein Verständnis für die innerislamische Vielfalt wichtig, die diesem häufig entgegenstehen. Eine Einbindung in öffentliche Aufgaben (Kinder- und Jugendarbeit) sowie die damit verbundenen Fördermöglichkeiten müssten den islamischen Gemeinschaften ebenso möglich sein wie das Recht auf Staatsferne, allerdings bei gleichzeitiger Kooperation und Austausch mit den Organen des Verfassungsschutzes. Eine weitere Forderung in diesem Zusammenhang ist die Förderung der Deutschen Islam Konferenz (DIK). Den muslimischen Gemeinschaften werden vor allem der Aufbau von Verwaltungs- und Ansprechstrukturen, die Nutzung des Rechtsmodells juristischer Personen sowie eine aktive Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt und Terrorismus empfohlen.

http://library.fes.de/pdf-files/dialog/12034-20151201.pdf


Violoa Neu: Jugendliche und Islamismus in Deutschland. Auswertung einer qualitativen Studie. Konrad-Adenauer-Stiftung, November 2011

Die Studie ist im Rahmen des Modellprojekts Islamismus und die islamische Jugendszene in Deutschland der Konrad-Adenauer-Stiftung entstanden. Sie bietet vor allem einen Fundus an qualitativen Aussagen von Jugendlichen zu den Themenfeldern Geschlechterverhältnis, Sexualität, Rolle der Religion und des Staates und Diskriminierung. Als solche ist die Studie insbesondere für einen Einstieg in das Thema geeignet.

http://www.kas.de/wf/de/33.29445/


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Weitere Literatur in unserer Auswahlbibliografie zum Thema


 

Video: In diesem 20-minütigem Film der Bundeszentrale für politische Bildung erläutern Experten aus Wissenschaft und Praxis Möglichkeiten der Prävention, Reintegration und Strafverfolgung.

Strategien gegen Radikalisierung. © Bundeszentrale für politische Bildung 2017



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