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Moshe Zuckermann

Wider den Zeitgeist. Band 2. Zur Aktualität der Kritischen Theorie

Hamburg: LAIKA Verlag 2013; 156 S.; 20,- €; ISBN 978-3-942281-39-3
Während sich Moshe Zuckermanns Einspruch „wider den Zeitgeist“ im ersten Band (siehe Buch‑Nr. 43782) gegen ideologisch überformte Positionen im Nahostkonflikt richtet, ist er im zweiten Teil gegen einen postmodernen Zeitgeist formuliert: gegen die relativistische Unterminierung allen kritischen Potenzials im Denken und die neoliberale Kontamination aller Lebensbereiche. Um „zumindest das Bewusstsein davon […] unbedingt zu bewahren“ (12), gelte es auf die Reaktivierung der kritischen Analyse und Kategorien hinzuarbeiten – die er aber in der Abwendung von der Kritischen Theorie in der Prägung der frühen Frankfurter Schule verlustig gehen sieht. Dies zumindest ist der rote Faden, der die verschiedenen Aufsätze zusammenbringen soll. Zuckermann arbeitet das ihn selbst prägende Denken vor allem Adornos in vielfacher Hinsicht auf, aktualisiert es und wendet es an. Adornos zentrale Befunde seien immer noch aktuell, da „der (Spät‑)Kapitalismus […] mitnichten aus der Welt geschafft [ist], sondern […] lediglich einen euphemistisch modifizierten Absegnungsdiskurs [durchläuft], der sich […] als Ideologie höchster Stufe erweist“ (27). Es geht also um Ideologie und die damit einhergehende Bewusstseinsprägung in der Kulturindustrie, die permanente Bedrohung in der Tendenz zum autoritären Charakter und damit für Zuckermann gleichermaßen um Israels Politik, Zionismus und die Shoah, aber auch um Kunst, Lyrik, den Genuss, die Herrschaft – vor allem aber die Verquickung all dessen zu einer schier undurchschaubaren Matrix. Nicht selten arbeitet sich sein eigener Entwurf der drängenden Ideologiekritik dabei an Pappkameraden ab, wenn er beispielsweise die „postmoderne Ideologie“ (103) als wissenschaftliche Theorieströmung identifiziert, eine Gleichsetzung, die gemeinhin nur in konservativer Kampfrhetorik auftaucht. Solches mag vielleicht auch der Eigenständigkeit der Beiträge geschuldet sein, die zwar einen breiten Zugang ermöglichen – indem beispielsweise von theorieimmanenten Betrachtungen zu Verweisen auf aktuelle Politik gesprungen wird. Dies bedingt aber gleichzeitig, dass es den Leserinnen und Lesern überlassen bleibt, sich selbst die Konsistenz der Gedanken Zuckermanns zu erschließen.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 1.32.252.235.423.12.63 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Moshe Zuckermann: Wider den Zeitgeist. Band 2. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/243-wider-den-zeitgeist-band-2_43781, veröffentlicht am 23.05.2013. Buch-Nr.: 43781 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken