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Klaus Kremb (Hrsg.)

Weltordnungskonzepte. Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2010 (Studien zur Weltgeschichte); 127 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-89974543-6
Der Sammelband geht aus einer Tagung des Vereins für die Geschichte des Weltsystems hervor, deren Teilnehmer sich aus einer globalhistorischen Perspektive mit den zentralen historisch-politischen Strukturen, Konzepten und Prozessen des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Über allen Beiträgen, die mit vielfältigen Quellentexten ergänzt wurden, schwebt das von Eric Hobsbawm beschworene „Jahrhundert der Extreme“. Dieses kennzeichnet, wie Kremb herausstellt, die durchgängige Relevanz von gegensätzlichen Leitideen: Wellen der Demokratisierung versus antidemokratische Rückschläge, Verregelung von Menschenrechten versus „Jahrhundert der Genozide“ (9) oder regionale Integrationsprozesse versus Blockkonfrontation. Die vier relevanten Weltordnungskonzepte und -prozesse des 20. Jahrhunderts werden jeweils in einzelnen Beiträgen beleuchtet. Wigbert Benz untersucht, wie sich im deutschen Russlandfeldzug und dem kalkulierten Aushungern der sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilbevölkerung das Zusammenfließen von Ideologie, Pragmatik und Kalkül im nationalsozialistischen Weltordnungsmodell zeigt. Aus einer systemtheoretischen Perspektive analysiert Hans-Heinrich Nolte das Beziehungsgefüge zwischen Russland, das sich im 20. Jahrhundert dem kommunistischen Weltordnungsmodell verschrieben hat, und Europa. Russland sieht er als halbperipheres Land, dessen Leitidee von der nachholenden Modernisierung sich in verschiedensten historischen Teilbereichen zeigt und in extremsten Folgen präsentiert. Der die zweite Hälfte des Jahrhunderts bestimmende Konflikt des liberalen Weltordnungsmodells mit dem kommunistischen lässt sich laut Jürgen Wilzewski entlang der bekannten Theoriemodelle als Ideen-, Sicherheits- oder Machtkonflikt beschreiben; auch spiegeln sich Muster von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen oder institutionellem Lernen wider. Schließlich widmet sich Kirsten Rüther der Entkolonialisierung vorrangig aus einer afrikanischen Perspektive und abgekoppelt vom Ost-West-Konflikt. Herausgearbeitet werden so regionale Besonderheiten.
Christian Haas (CHA)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.1 | 2.61 | 2.67 | 2.64 | 2.62 | 4.22 | 2.312 | 4.43 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Christian Haas, Rezension zu: Klaus Kremb (Hrsg.): Weltordnungskonzepte. Schwalbach/Ts.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32029-weltordnungskonzepte_38203, veröffentlicht am 13.04.2010. Buch-Nr.: 38203 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken