Aktuelle Politics-Analysen der Präsidentschaft von George W. Bush kommen zu kontroversen Befunden: Während einige Autoren Entwicklungen zu einer extrakonstitutionellen Presidential Supremacy sehen, argumentieren andere gegen die These einer Restauration imperialer Präsidentschaft. Imperiale US-Präsidentschaft ist also nichts Neues. Umso mehr ist eine historisch-politische Analyse der amerikanischen Außenpolitik notwendig und damit der Griff zu Klaus Schwabes „Weltmacht und Weltordnung“. Der Aachener Geschichts-Emeritus entfaltet in diesem Opus Magnum die weltpolitischen Grundlinien vom Eintritt der USA in den Kreis der Imperialmächte (im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898) bis zur neuen Nachkriegszeit nach 1990. Dazu hebt er drei Phasen voneinander ab: die Zeit zwischen Imperialismus und Völkerbund (1898-1920) – den Weg zur Weltmacht (1921-1945) – sowie die Phase als Supermacht im Zeichen des Kalten Krieges und schließlich einzige Weltmacht. Indem der umfangmäßige Schwerpunkt auf der Phase nach 1945 liegt, gewinnt der Band für die Politikwissenschaft ein besonderes Gewicht. Dabei geht es in acht Kapiteln um die Entstehung und die Militarisierung des Kalten Krieges, die Gefahr eines Dritten Weltkrieges, den Vietnamkrieg, um Entspannung und Multipolarität, den Weg der USA zur einzigen Großmacht und schließlich ihr Status als einzige Weltmacht; ein Ausblick gilt abschließend der Ära George W. Bush und der außenpolitischen Tradition der USA. Schwabe lässt vier Handlungs- bzw. Legitimationsmuster deutlich werden: Macht, Mission, Sicherheit und Moral. Sie erweisen sich als treibende Faktoren in wechselnden Nuancierungen.