Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts
Weltgeschichte gewinnt im Zeitalter der Globalisierung eine besondere Bedeutung. Dies fördert das Interesse an historischen Erklärungen. Sie sind u. a. von der im englischsprachigen Raum entwickelten Globalgeschichte auf der Grundlage des Weltsystemgedankens zu erwarten. Dass dieser Ansatz in die deutschsprachige Geschichtswissenschaft Eingang gefunden hat, ist vor allem Hans-Heinrich Nolte zu verdanken. Er beginnt seine Überlegungen mit einem Blick auf „Sieg und Aporie des europäischen Weltsystems” als Ergebnis des 19. Jahrhunderts. Es folgen Kapitel über grundlegende Entwicklungsstränge des 20. Jahrhunderts: Nationsbildungen und Unionen, Fundamentalismen und Sozialismusversuche. Ein nächster Block gilt der „Globalen Nation” (USA) und dem Kalten Krieg sowie der Frage nach der vom „amerikanischen Umgang mit der Macht” bestimmten Weltordnung. Zwei anschließende Area Studies thematisieren den „Wiederaufstieg Süd- und Ostasiens” sowie die „Islamischen Welten, Afrika und Lateinamerika”. In den weiteren Kapiteln werden strukturelle Kernaspekte einer globalgeschichtlichen Fragestellung des 20. Jahrhunderts entfaltet, darunter: Uniformierung und Differenz, vorangehende und nachholende Industrialisierungen, das Ende der Ressourcen und die Umweltkrise, Gewalt und Gewaltlosigkeit, Massenarmeen, Cyber-Krieg und Terrorismus, Exklusionen und Genozide, Migrationen und Vertreibungen, Emanzipationen und Unterdrückungen, Freiheit und Zwang, Moral und Religionen. Der Band schließt mit einem Blick auf die Finanzkrise 2008. Sie hat die Verwundbarkeit des Weltsystems besonders offengelegt und die wirtschaftlich-soziale Zukunftsfrage zugespitzt. Fazit: Die globalgeschichtliche Bilanz des 20. Jahrhunderts ist höchst ambivalent.