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Franz Josef Radermacher / Bert Beyers

Welt mit Zukunft. Die ökosoziale Perspektive. Bericht an die Global Marshall Plan Initiative

Hamburg: Murmann 2011; 395 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-86774-111-8
Die 1972 von Meadows aufgezeigten „Grenzen des Wachstums“ waren zur damaligen Zeit geistiger Sprengstoff – lieferten Meadows Überlegungen doch eine Zukunftsvision, die sich in düsteren Farben präsentiert, sollte die Menschheit weiterhin so ihre Ressourcen und Umwelt verbrauchen. Seither haben die Mitglieder des Club of Rome weitere Studien veröffentlicht und unterstützen die Initiative eines Global Marshall Plans, der als mögliches Szenario für einen Wandel im Sinne eines Green New Deal zu verstehen ist. Radermachers und Beyers Buch ist 2007 erstmals erschienen, die zweite Auflage ist stark erweitert und überarbeitet worden. Sie erläutern darin die Konzeption der Ökosozialen Marktwirtschaft, die durch die Balance von drei Komponenten gelingt: leistungsorientierte Wirtschaft, Solidarität und Umweltschutz. Das ordoliberale Modell, das die Autoren für durchaus geeignet halten, die Armuts-, Ökologie- und Wirtschaftsprobleme zu lösen, ist hier auch als klare Absage an die marktradikalen Theorien zu verstehen. Besonders durch die Analyse der Weltfinanzmarktkrise (Kapitel 6) wird dies sehr gut deutlich. Die geforderte Solidarität im Sinne eines Weltethos sehen Radermacher und Beyers in den Forderungen beispielsweise von Hans Küng abgebildet. Die dritte Komponente, der Umweltschutz, ist vor allem an dem Gedanken der Nachhaltigkeit orientiert und schließt auch ein weltweites Aufforstungsprogramm, das wiederum Investition und Beschäftigung generiert, mit ein. Sollte die Wende hin zur Ökosozialen Marktwirtschaft nicht gelingen, so verbleiben zwei Szenarien: zum einen der Kollaps, sprich die ökologische Katastrophe, und zum anderen die Ökodiktatur, wie sie sich bereits in Brasilien ansatzweise abzeichnet – hier greift eine kleine Elite mithilfe von Gewalt auf die notwendigen Ressourcen zu und sichert sie für sich. Liest man diese Darstellungen in Kapitel 7, so möchte man hoffen, dass dieses Buch genauso viele Diskussionen wie 1972 hervorruft, denen allerdings im Gegensatz zu damals auch politisches Handeln folgt.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.4 | 4.43 | 4.44 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Franz Josef Radermacher / Bert Beyers: Welt mit Zukunft. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33761-welt-mit-zukunft_40442, veröffentlicht am 04.05.2011. Buch-Nr.: 40442 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken