In den vergangenen zehn Jahren ist die Migrationspolitik in Europa – zuvor klare Domäne der Nationalstaaten – zunehmend europäisiert worden. Einschlägige Richtlinien – wie die über die Aufnahme von Asylbewerbern (2003), deren Anerkennung (2004) oder die Regelung von Asylverfahren (2005) und zuletzt der Lissabonner Vertrag (2009) – versuchen ein gemeinsames Asylsystem und Einwanderungsmanagement der Mitgliedstaaten zu etablieren. In diesem Zusammenhang postuliert der Lissabon-Vertrag ausdrücklich die Entwicklung einer gemeinsamen Politik, die jedem schutzbedürftigen Drittstaatsangehörigen einen angemessenen Status anbieten und die Einhaltung des Grundsatzes der Nicht-Zurückweisung gewährleisten soll. Allerdings ist die europäische Migrationspolitik nach wie vor von zahlreichen Widersprüchen geprägt. Teils sind das Folgen institutionell bedingter Kompetenzkonflikte, mit denen Mehrheitsentscheidungen unterlaufen werden können, teils handelt es sich um Zielkonflikte zwischen einer als Querschnittspolitik verstandenen Migrationspolitik und unterschiedlich ausgeprägten Interessen einzelner Mitgliedstaaten, dieses Politikfeld primär auf die Kontrolle irregulärer Migration auszurichten. Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes setzen sich aus sozial- wie rechtswissenschaftlicher Perspektive mit Fragen der Migrations- und Integrationssteuerung im europäischen Mehrebenensystem auseinander. Im Vordergrund stehen Aspekte von Erwerbsmigration, Freizügigkeit und Einbürgerung, zwei Abhandlungen befassen sich mit der Situation von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Der Band ist aus einer 2010 in Bremen vom Zentrum für europäische Rechtspolitik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge durchgeführten Tagung entstanden.