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Jens Mecklenburg (Hrsg.)

Was tun gegen rechts

Berlin: Elefanten Press 1999 (Antifa Edition); 248 S.; pb., 34,90 DM; ISBN 3-88520-749-4
Die Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Tendenzen in der Bundesrepublik wird vielfach an spezielle Institutionen delegiert - Verfassungsschutz auf der einen, Jugendsozialarbeit auf der anderen Seite sollen dann sozusagen stellvertretend gegen die Bedrohung der demokratischen Gesellschaft von "rechts" tätig werden. Aus der Sicht der Autoren des Sammelbandes - Sozialwissenschaftler, Journalisten, Politiker und Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen - sind diese Ansätze zwar notwendig, aber strukturell unzureichend. Dies zum einen, weil beide mit spezifischen Blickverengungen arbeiten - der Verfassungsschutz mit einem problematischen und zudem reduzierten Extremismuskonzept, die Jugendsozialarbeit mit ihrer unvermeidlichen Konzentration auf eine bestimmte biographische Phase. Zum anderen jedoch liege nach wie vor - wie der Herausgeber das gemeinsame Problemverständnis der Autoren umschreibt - der "Generalschlüssel für alle erfolgversprechenden Konzepte gegen den Rechtsextremismus [...] in der Mitte der Gesellschaft" (21). Vor diesem Hintergrund zielen denn auch etliche der Beiträge darauf, die Verantwortung aller gesellschaftlichen Gruppen - primär freilich der Parteien und politischen Eliten - deutlich zu machen. Neben dieser generellen Perspektive, die zu Recht die eigentliche Gefahr des Rechtsextremismus in einer "Normalisierung" entsprechender Einstellungen sieht, enthält der Band indes auch sehr konkrete Überlegungen hinsichtlich einer angemessenen Reaktion auf rechte Aktionen. Zumal mit Blick auf Erfahrungen in den neuen Bundesländern sollte - wie die Beiträge von Funke (38 ff.) und der Gruppe Opferperspektive (46 ff.) zeigen - der Umgang mit faktischen Übergriffen aus der Sicht der Opfer erfolgen. Das würde unter anderem zur Konsequenz haben, den Tätern nicht mit Verständnis zu begegnen, sondern mit "Entzug jeglichen Respekts" (57). Inhalt: Jens Mecklenburg: Bestandsaufnahme und Perspektiven des Rechtsextremismus (9-23). Politischer und gesellschaftlicher Umgang mit rechts: Annelie Buntenbach: Gesellschaft gegen rechts? Zum politischen Umgang mit dem Rechtsextremismus (26-37); Hajo Funke: Strategien gegen rechts - aus der Perspektive der Opfer (38-45); Gruppe Opferperspektive: Die Opfer in den Blickpunkt rücken (46-57); Anetta Kahane: Handeln für Demokratie ist Handeln gegen Rechtsextremismus (58-70). Jugendarbeit: Benno Hafeneger / Torsten Niebling: "Rechter Jugendalltag" in Hessen. Ergebnisse einer Umfrage (72-104); Christoph Butterwegge: Möglichkeiten und Grenzen sozialpädagogischer Intervention bzw. Gewaltprävention. Jugendarbeit zwischen Antifaschismus, Ausgrenzung und Akzeptanz (105-118). Politische Bildung: Tanja Berg / Julika Bürgin / Barbara Schäuble / Erik Weckel: Selbstverständlichkeiten in den Blick nehmen. Nicht-rassistische Bildungsarbeit als Seminarprinzip (120-138); Christoph Butterwegge: Mit politischer Bildung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Standortnationalismus? (139-159); Burkhard Schröder: Ignore this sign! (160-167). Historisch-politische Bildung: Ralf Melzer: Faschismus heute (170-181); Adelheid Schmitz: Wider den "Schlußstrich" - Für eine Offensive in der historisch-politischen Bildung (182-208); Ulrich Schneider: Der Kampf um Erinnerung als Handlungsstrategie gegen rechts. Von der "Rückkehr zur Normalität" (209-229).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Jens Mecklenburg (Hrsg.): Was tun gegen rechts Berlin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10039-was-tun-gegen-rechts_11874, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11874 Rezension drucken