Die Lebenssituation von Frauen in der Migration ist relativ gut erforscht – das Thema Migration und Männlichkeit hingegen noch nicht. Zwar werden in der öffentlichen Debatte immer wieder simplifizierende Zusammenhänge zwischen (männlicher) Devianzbereitschaft und ethnischer Zugehörigkeit hergestellt, aber ohne differenziertes Wissen über Männlichkeiten in der Migrationsgesellschaft reproduzieren derartige Diskurse nur Stereotype. In diesem Band wird dieser Klärungsbedarf über das Verhältnis von Migration, Männlichkeit und Gewalt aus den praktischen Erfahrungen der Männerarbeit in der Erwachsenenbildung und der Sozialen Arbeit artikuliert. Er ist aus einer Kooperation zwischen katholischer Erwachsenenbildung, Kirchlicher Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den Deutschen Diözesen, der Männerarbeit der EKD und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung entstanden. Die Beiträge sind aus zwei 2007 durchgeführten Fachtagungen hervorgegangen. Die Autoren fassen zum einen Befunde von Untersuchungen über Männlichkeitskonzepte im Kontext migrantischer Biografien zusammen; hier ist der Beitrag von Kurt Möller in sozialwissenschaftlicher Hinsicht besonders pointiert. Zum andern werden in Praxisberichten interkulturelle Handlungskonzepte aus der Eltern‑ und Erziehungsberatung vorgestellt. Mit Blick auf das bisher vernachlässigte Themenfeld bietet der Band eine gute Mischung von wissenschaftlichen Perspektiven und praxisbezogener Empirie.