Alexander Burka

Was blieb vom Fenster in den Westen? Zur Auslandskulturpolitik Österreichs in Ostmitteleuropa seit 1945 am Beispiel Polens und der Tschechoslowakei/Tschechiens

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Politik und Demokratie 23); 395 S.; 57,80 €; ISBN 978-3-631-61624-6
Diss. FU Berlin. – Burka untersucht die österreichische Auslandskulturpolitik in Polen und der Tschechoslowakei (bzw. in Tschechien) im Zeitraum zwischen 1945 und 2005, um zu klären, ob und welche Spezifika in der Konzeption und Perzeption es gab. Außerdem fragt er nach der Rolle der politischen Verfasstheit der in diese Auslandskulturpolitik involvierten Länder. Hierfür rekonstruiert der Autor in Kapitel 2 mithilfe eines institutionengeschichtlichen Ansatzes die Anfänge der österreichischen Auslandskulturpolitik. In den beiden darauffolgenden Kapiteln widmet sich Burka speziell seinen beiden Untersuchungsländern und stellt deren historische Entwicklungen sowie die österreichisch-polnischen und die österreichisch-tschechischen Beziehungen dar, um die Grundlinien und das jeweilige Verhältnis offenzulegen. Mit diesem Wissen widmet sich Burka sodann seiner Analyse der österreichischen Auslandskulturpolitik nach 1945 und schenkt speziell der Institutionalisierung bilateraler Kulturbeziehungen Aufmerksamkeit. Insgesamt arbeitet er erhebliche Unterschiede heraus: In Polen konnte sich das österreichische Kulturinstitut bereits zum Zeitpunkt seiner Eröffnung als Fenster zum Westen entwickeln und wurde im Laufe der Jahre zu einem Treffpunkt polnischer Oppositioneller. Die Politik des österreichischen Kulturinstituts in Warschau bestand stets darin, „Freiräume zu nutzen, auszuloten und dann auszudehnen“ (252). Demgegenüber hing die Genehmigung kultureller Veranstaltungen in der Tschechoslowakei von der aktuellen Lage zwischen Wien und Prag ab – so kam es oft auch zu einer Behinderung oder gar Unterbindung kultureller Ereignisse vonseiten der Tschechoslowakei. Seit 1990 haben sich die Struktur und die Arbeit der Kulturinstitute erheblich verändert. Das enge Beziehungsgeflecht zwischen den drei Ländern ist in der jüngeren Vergangenheit zentraler Diskussionsgegenstand, was nicht ohne Auswirkungen auf das zu vermittelnde Österreichbild bleibt. Insgesamt können die Beziehungen als intensiver und einfacher bewertet werden, es gibt allerdings auch differierende Vorstellungen, beispielsweise hinsichtlich der Geschichtsauffassung, die sich in den unterschiedlichen Arbeitskonzeptionen in den einzelnen Ländern spiegeln.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.22 | 2.4 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Alexander Burka: Was blieb vom Fenster in den Westen? Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35312-was-blieb-vom-fenster-in-den-westen_42532, veröffentlicht am 06.09.2012. Buch-Nr.: 42532 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken

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