Repräsentation und Parlamentarismus
Anonymus: Aus dem Regierungsalltag Donald Trumps. Ein hochrangiger Trump-Mitarbeiter packt aus
27.03.2020Bericht eines Insiders
In diesem Sachbuch eines anonymen Mitarbeiters aus der Trump-Administration wird der Regierungsalltag des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika anschaulich beschrieben. Die Publikation gliedert sich in zehn Abschnitte. Dabei steht jeder Part unter einer pointierten Überschrift, wie beispielsweise „Der Zusammenbruch des Stabilen Staates“ oder „Angriff auf die Demokratie“.
In den einzelnen Kapiteln werden anekdotenhaft, vergleichbar dem Erzählstil einer Zeitungskolumne, Episoden aus dem Alltag Donald Trumps dargestellt. Dabei bleibt unklar, ob der Autor die beschriebenen Szenen selbst erlebt hat oder ihm diese berichtet wurden. Zum Teil scheint es so zu sein, dass Zeitungsartikel rezipiert wurden. Als eine weitere Quelle des Präsidenten dienen ihm die zahlreichen Tweets, die Trump in den vergangenen Jahren veröffentlicht hat.
In seiner „Analyse“ der Quellen nutzt der Autor Ciceros Werk De Officiis als Bewertungsmaßstab, indem er das Verhalten Trumps anhand der Grundsätze von Weisheit, Gerechtigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit und Mäßigung misst. Die Vorgehensweise ist dabei wie folgt: Zunächst wird eine Situation beschrieben. Anschließend werden diverse beteiligte Akteure zitiert, die diese Situation miterlebt haben – häufig sind es Berater des US-Präsidenten. Diese Aussagen werden mit den Grundsätzen aus Ciceros De Officiis abgeglichen. Bei jeder dieser „Analysen“ wird deutlich, dass Donald Trump charakterlich ungeeignet ist.
Am Ende des Buches erfolgt ein pathetischer Aufruf an die amerikanische Bevölkerung, den demokratischen Instanzen zu vertrauen.
Bei diesem Buch handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit, sondern vielmehr um eine Ansammlung von Anekdoten, die so oder so ähnlich bereits in verschiedenen Medien erschienen sind. Als Leser wird man den Eindruck nicht los, dass der Autor aus der gegenwärtigen Situation der Trump-Administration Profit schlagen möchte. Die moralische Überhöhung der Position des Autors und die mantrahaft wiederholte Beurteilung der charakterlichen Schwäche des US-Präsidenten sind zwar kurzweilig, bringen jedoch keinerlei Erkenntnisgewinn.
Der Autor springt von einem Thema zum anderen. Eine kausal zusammenhängende logische Interpretation des Verhaltens der Trump-Administration findet nicht statt. Die schlaglichtartigen Meinungsäußerungen des anonymen Verfassers unterscheiden zwischen „richtig“ und „falsch“ beziehungsweise „gut“ und „böse“. Als politikwissenschaftliche Lektüre ist dieses Buch nicht zu empfehlen. Interessiert man sich jedoch auf eine oberflächliche Art für die aktuelle US-Regierung, so findet man in dieser Publikation eine unterhaltsame Lektüre.