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Manuel Matthes

War die Lissabon-Strategie geeignet, die Rahmenbedingungen für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung in der Europäischen Union zu schaffen?

Online-Publikation 2011 (http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2012/3382/pdf/ManuelMatthesDissertation.pdf); VIII, 378 S.
Politikwiss. Diss, Erlangen; Begutachtung S. Fröhlich, J. Varwick. – Die Europäische Union als wettbewerbsfähigster Wirtschaftsraum der Welt – das war das Ziel der sogenannten Lissabon‑Strategie. Beschlossen wurde sie auf einem Sondergipfel der europäischen Staats‑ und Regierungschefs im März 2000. Angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise im Euro‑Raum ist sie – zusammen mit dem Nachfolgeprogramm „Europa 2020“ – fast in Vergessenheit geraten. Manuel Matthes erinnert in seiner Dissertation nun an diese Lissabon‑Strategie. Im Zentrum der von 2000 bis 2010 laufenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen stand, ein stabiles und kontinuierliches Wirtschaftswachstum zu schaffen. Matthes will untersuchen, ob und inwieweit dies gelang. Um diese Frage zu beantworten, stellt der Autor zunächst Kriterien auf, die eine auf Wirtschaftswachstum abzielende Strategie seiner Meinung nach aufweisen müsste. Dabei unterscheidet er zwischen den Anforderungen, die sich daraus ergeben, dass es sich bei der EU um einen gemeinsamen Wirtschafts‑ und größtenteils auch Währungsraum handelt, und solchen Anforderungen, die aus der wirtschaftlichen Stellung der EU im globalen Markt folgen. Er entwickelt daraus acht Kriterien, die zum Erreichen des Wachstumsziels nötig seien, beispielsweise die Faktormobilität, die Ähnlichkeit der Inflationsraten und Konjunkturzyklen und eine finanzpolitische Integration. Aufgrund dieses Bewertungsmaßstabs analysiert er die zentralen Maßnahmen der Lissabon‑Strategie, wie etwa die Nachhaltigkeit öffentlicher Finanzen, die haushaltspolitische Koordinierung oder die Errichtung eines europäischen Forschungsraums. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die Lissabon‑Strategie durchaus geeignet war, die Rahmenbedingungen für eine bessere ökonomische Entwicklung herzustellen. Allerdings hätten die nationalen politischen Akteure die Maßnahmen zu wenig unterstützt. Außerdem habe es an effektiven Umsetzungsmechanismen und Sanktionsmöglichkeiten gemangelt. Der schwache Handlungsdruck erkläre dann auch die geringen Erfolge in vielen Bereichen der Lissabon‑Strategie. Das derzeitige Krisenmanagement lässt darüber hinaus nach Ansicht von Matthes auch einen Erfolg der Strategie „Europa 2020“ unwahrscheinlich werden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.5 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Manuel Matthes: War die Lissabon-Strategie geeignet, die Rahmenbedingungen für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung in der Europäischen Union zu schaffen? 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35833-war-die-lissabon-strategie-geeignet-die-rahmenbedingungen-fuer-eine-bessere-wirtschaftliche-entwicklung-in-der-europaeischen-union-zu-schaffen_43630, veröffentlicht am 13.06.2013. Buch-Nr.: 43630 Rezension drucken